Objekt des Monats März: Rhine River Crossing Memorial

Steht man heute in Nierstein an der Stelle, wo die Pestalozzistraße auf die Rheinallee trifft, kann man kaum erahnen, was sich hier vor 78 Jahren abspielte: Am 21. März 1945 erreichten die Soldaten der 3. US-Armee unter General George S. Patton (1885-1945) die Stadt Nierstein am Rhein. Geplant war eine Flussüberquerung, die nach dem Willen des Oberkommandierenden überraschend, schnell und spektakulär werden sollte. Einheiten des 3. Bataillons starteten in der Nacht gegen 22 Uhr mit der Aktion. Obwohl umfangreiche Artillerieunterstützung bereitstand, wurde der Niersteiner Rheinübergang still, ohne Artillerie und Luftwaffe bewerkstelligt. In den folgenden Stunden wurden bis zum Morgengrauen in 200 Schlauchbooten eine Vielzahl an Soldaten auf die andere Rheinseite gebracht. Von entscheidender Bedeutung aber war der Bau der ersten stählernen Pontonbrücke, einer sogenannten „Treadway Bridge“, die am 23. März in nur 18 Stunden durch das 249. Pionierbataillon fertiggestellt wurde. Mehrere weitere Ponton-Brücken folgten. Bis zum 31. März 1945 überquerten 60.000 Fahrzeuge den Rhein.

Die Rheinüberquerung beschleunigte den Vormarsch der US-Truppen enorm. Sie gilt als eine der unblutigsten und geräuschärmsten Flussübergänge in der Militärgeschichte der Neuzeit: „Nierstein Crossing – ‚Silent‘ Crossing“ hat mit zur Verkürzung des Krieges beigetragen.

Diese historischen Videosequenzen zeigen General Pattons Rheinüberquerung im März 1945 in Nierstein

Am Rheinufer in Nierstein erinnert heute das Rhine River Crossing Memorial – unser Objekt des Monats März – an dieses Ereignis. Dieses aus Granitstein mit integrierten Kupferplatten bestehende Monument wurde am 25. März 2017 im Beisein von Vertreterinnen und Vertretern der US-Armee, der Bundeswehr und der lokalen Politik eingeweiht.

Bei diesem Objekt handelt es sich um eins von insgesamt 13 Stationen des Themenwegs Leben am Rhein, der zurzeit in Nierstein entsteht. Ziel dieses Themenweges ist es, an den Stationen Schlaglichter auf die traditionelle und vielfältige Verbundenheit der Menschen in Nierstein mit dem Fluss zu werfen. Viele der Objekte sind nicht mehr oder kaum noch erhalten. Von der einstigen Rheinbahn beispielsweise künden heute nur noch Gleisfragmente. Von der ehemaligen Badeanstalt, einem abgegrenzten Areal im Fluss und auch von der Sandbaggerei der Firma Lerch, haben sich keine Spuren erhalten. Auch werden an zwei Stationen Orte erfahrbar gemacht, die sich auf der anderen Rheinseite befinden: Das Denkmal an das Kornsand-Verbrechen und der Zeppelinstein am Kornsand, das an die Notlandung des Grafen Zeppelin im Jahre 1909 erinnert. Alle Stationen des Themenweges sind auch in einer virtuellen 360-Grad-Tour, die mit Mitteln der Anschubfinanzierung im Projekt produziert wurde, erfahrbar.

Die drei KulTOUREN in Nierstein sind schon ausgeschildert. Der Themenweg „Leben am Rhein“ wird in Kürze sichtbar gemacht

Bereits in der Vergangenheit wurden in Nierstein Kulturlandschaftsobjekte thematisch gruppiert und in drei verschiedenen KulTOUREN durch Mitglieder des Geschichtsvereins Nierstein e.V. und Mitarbeiter:innen der Stadt verfügbar gemacht. Der Themenweg „Leben am Rhein“ stellt eine digitale Ergänzung der bereits bestehenden Umsetzungen dar und ist bereits als rein digitale Tour über die KuLaDig-App als KuLaTour verfügbar (in der App findbar in der Was-Suche mit dem Namen „Themenweg Leben am Rhein“). In Kürze sollen aber auch analoge Stationen korrespondierend zu den KuLaDig-Objekten entstehen.

Das kommunale Team, Studierende der Universität Koblenz und das KuLaDig-RLP-Projektteam bei der Begehung in Nierstein

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