Video des Monats: Das Modell der Grevenburg im Mittelmosel-Museum

Traben-Trarbach an der Mosel ist vor allem bekannt für seine Jugendstil-Fassaden und den international bedeutsamen Weinhandel. Um 1900 soll in Europa nur in Bordeaux mehr Wein verkauft worden sein. Das lokale Projektteam wollte 2024 aber eher weniger bekannte Facetten der Stadtgeschichte sichtbar machen. Und so arbeiten wir seit letztem Jahr eng mit dem Mittelmosel-Museum zusammen, um verschiedene Aspekte der Stadtgeschichte zu beleuchten und mittels Videoclips an verschiedenen Orten in der Stadt verfügbar zu machen.

Durch die gezielte Bezugnahme auf Museumsobjekte verwischen die Grenzen zwischen musealem Raum und Stadtraum. Beispielsweise lässt sich noch heute an einer Fachwerkfassade nahe dem Stadtturm Weißer Turm ein schwarzer Kohle-Fleck erkennen. Dass es sich dabei um den Ort handelt, an dem im Jahre 1857 das Feuer ausbrach, das zum berüchtigten Stadtbrand und damit zur Zerstörung eines erheblichen Teils der damaligen Altstadtbebauung führte, wissen nur Eingeweihte. Im Mittelmosel-Museum wird der Stadtbrand durch verschiedene Museumsobjekte thematisiert und – bei Führungen – durch den Museumsleiter Dr. Christof Krieger fachkundig und unterhaltsam erläutert. Zukünftig werden Videoclips diesen interessanten Punkt auch am Ort des Geschehens selbst erläutern.

Das Mittelmosel-Museum in der Barockvilla Böcking, nimmt auf verschiedene Epochen und Ereignisse der Stadtgeschichte Bezug. So lässt sich in den originalen Räumen der Villa die Wohnkultur der besseren Gesellschaft nachempfinden (links). Weitere Objekte nehmen Bezug auf den Stadtbrand des Jahres 1857, der noch heute eine sichtbare Spur an der Fachwerkhausfassade hinterlassen hat.

Neben dem Thema Stadtbrand geht es auch um Relikte aus der Zeit des Adelsgeschlechts der Grafen von Sponheim. Abkömmlinge dieser illustren Familie besaßen ausgedehnte Ländereien und eine Vielzahl an Burgen und mischten auch ordentlich in der mittelalterlichen Machtpolitik mit. Und auch hier sind es eher unauffällige Objekte, wie der Stadtmaueransatz zwischen zwei Häusern, Stadttürme oder eine Kanonenkugel, die halb im Straßenpflaster versenkt ist, die Schlaglichter auf das Thema werfen. Ein Rundweg wird nach Abschluss des Teilprojekts zu den Objekten führen, der abseits der großen Straßen und Plätze über Pfade, durch Gässchen und entlang der mit Moos und Farn bewachsenen Stadtmauer verläuft. Dass es sich nicht um eine typische Stadttour handelt, ist das Charmante an der Sache, denn man erhält Einblicke in die Stadt, die man sonst als Besucher:in nicht bekommen hätte.

Die Tour, die zu den Spuren der Sponheimer führt, verläuft über schmale Gassen und entlang malerischer Orte, die sonst nicht im Fokus des Tourismus stehen.

Wahrzeichen von Traben-Trarbach und zentrales Objekt zum Thema Mittelalter ist die Ruine der Grevenburg, die abseits der Altstadt auf einem der umgebenden Bergausläufer thront. Aufgrund der exponierten Lage soll die Burgruine nicht Station der Tour, wohl aber ein wichtiger thematischer Bezugsort werden. Um die Burg „ins rechte Licht zu rücken“, soll nahe der alten Lateinschule am Rande der Altstadt ein Aussichtspunkt entstehen. Von diesem erhöhten Standort aus hat man nämlich eine wunderbare Sicht auf die Burgruine.

An der alten Lateinschule bietet sich ein romantischer Aussichtspunkt auf die Burgruine Grevenburg.

Eine Glasscheibe mit dem Bild einer Rekonstruktion der Burg aus genau diesem Blickwinkel soll bald installiert werden, um Interesse für das mittelalterliche Trarbach wecken und zum Vergleichen einladen. An dieser Tafel sollen mittels QR-Codes verschiedene digitale Medien angeboten werden, die weitere Eindrücke vom Aussehen der einst so stolzen und heute so geheimnisvollen Burganlage geben. Via Smartphone kann man weitere Foto-Rekonstruktionen aus anderen Blickwinkeln betrachten. Zudem werden wir auch 3D-Rekonstruktionen unseres Kooperationspartners ARGO anbieten können.

Drei Beispiele der Darstellung der rekonstruierten Grevenburg in der App ARGO. Auch Darstellungen von ARGO werden an der Glasscheibe verfügbar gemacht, so dass die Nutzer:innen eine differenzierte Vorstellung des möglichen Aussehens der Burg erhalten.

So wird neben dem romantischen Live-Blick auf die Ruine und dem analogen Blick durchs Panorama-Fenster digital eine umfassende Vorstellung der früheren Burg ermöglicht, von der heute nur noch ein kleiner Teil der Fassade steht. Völlige Sicherheit haben wir nicht, wenn es um die Frage geht, wie die Burg einst aussah. Die Rekonstruktionen, nach wissenschaftlichen Kriterien erstellt, können immer nur als Deutungen der Quellenlage angesehen werden.

Diese Rekonstruktion wird auf einer Glasscheibe aufgedruckt und an der alten Lateinschule angeboten (Bild: Peter Wild, http://www.pfälzer-burgen.de).

In unserem Video des Monats erläutert Museumsleiter Dr. Christof Krieger anhand eines historischen Burgmodells im Museum den Aufbau der Burganlage und welcher Teil heute noch erhalten ist. Warum das für ihn der „wichtigste Ort“ der Burg ist, erfährt man in unserem Video des Monats März:

Dr. Christof Krieger, Leiter des Mittelmosel-Museums in Traben-Trarbach, erläutert die einstige Burganlage anhand eines Modells von 1934.

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