Auf König Ludwigs Spuren in Edenkoben: Ein Werkstattbericht

Als Modellprojekt ist es uns wichtig, gemeinsam mit den Partner:innen in den Kommunen Kulturvermittlung nutzerorientiert und attraktiv zu gestalten. Während der Begehungen – gemeint sind die Besuche des KuLaDig-RLP-Teams in den Partnerkommunen zu Beginn des jeweiligen Projektjahres – werden genau die Fragen gemeinsam erörtert: Welche Kulturlandschaftsobjekte und Rahmenthemen sollen erfasst und welche Zielgruppe(-n) sollen auf welche (mediale) Weise zu welchem Zweck erreicht werden?

Luftbild der protestantische Kirche – ehemals St. Laurentiuskircheund des Ludwigsplatzes in Edenkoben (2023). In Edenkoben erholte sich König Ludwig I. gerne in den Hochsommermonaten.

In Edenkoben in der Pfalz entstehen zurzeit Hörstationen an Orten und Objekten, die mit der bayerischen Zeit der Pfalz und dem bayerischen König Ludwig I. (1786-1868, regierte von 1825-1848) in Zusammenhang stehen. Dieser hatte Edenkoben zu einer seiner Sommerresidenzen erwählt und in den Jahren 1846-1852 auf dem Rebenhügel, am Rande des Gebirgszugs der Haardt, ein kleines klassizistisches Schlösschen mit dem Namen Villa Ludwigshöhe erbauen lassen. König Ludwig reiste regelmäßig nach Edenkoben, um hier im angenehmen Klima nahe dem Pfälzerwald den Hochsommer zu verbringen. Diese Aufenthalte prägten auch die Stadt und ihre Menschen. Ganz besonders deshalb, weil der König aufgrund seiner einfachen, volksnahen Art im Ort beliebt war. Es konnte vorkommen, dass er bei seinen Spaziergängen und Wanderungen in der Region unvermittelt die Menschen in Gespräche verwickelte.

Unsere Vorgehensweise im Teilprojekt schließt an Ludwigs Leutseligkeit an: Wir wollen die Menschen, insbesondere Familien und Kinder, direkt ansprechen und sie mitnehmen in eine Zeit, in der das Königspaar am alten Bahnhof von der Bevölkerung mit Blumentoren und Gedichten begrüßt wurde, als man in der Hofapotheke noch Kastanienbonbons kaufen konnte oder als Schüler noch für Dummejungenstreiche mehrere Tage Zuchthaus bekam. Als das Hotel Schaf im Zentrum noch Treffpunkt der lokalen High-Society war und über einen Garten mit exotischen Bäumen und noch exotischeren Vögeln verfügte oder eine gewisse Lola Monte den König zum Schwitzen und Königin Therese fast zur Weißglut brachte.

So prächtig wie auf dem Gemälde links kannten die Edenkobener Bürgerinnen und Bürger „ihren“ Ludwig nicht. Er war im Ort bekannt für seine Bescheidenheit und seine volksnahe Art. Das Denkmal auf dem Marktplatz in Edenkoben zeigt ihn auch auf diese Weise.

Unsere Partner:innen in Edenkoben wählten Orte und Objekte in der Stadt aus, die einen Bezug zu Ludwig oder zur bayerischen Zeit Edenkobens aufweisen und die sich für eine Tour innerhalb der Stadt eignen. Die Villa Ludwigshöhe ist nicht Teil der Audio-Tour, da sie etwas weiter entfernt liegt und zurzeit restauriert wird. Sie soll aber zu einem späteren Zeitpunkt auch als KuLaDig-Objekt den Menschen als Zielort einer zweiten, größeren Tour verfügbar gemacht werden, vielleicht sogar in Form eines virtuellen 360-Grad-Rundgangs.

Es bildete sich ein Kreativ-Team, bestehend aus Mitgliedern des kommunalen Teams der Stadt Edenkoben und des KuLaDig-RLP-Teams. Gemeinsam wurden die Rahmenbedingungen für die Audios erarbeitet, die zu vermittelnden Inhalte festgelegt, Storyboards geschrieben und Aufnahmen mit einem mobilen Tonstudio gemacht. Es war schnell klar, dass die Audios per QR-Codes an den passenden Orten angeboten werden sollen und dass Nutzerfreundlichkeit und Einfachheit in der Anwendung Priorität haben. Aus diesem Grund setzten wir eine neue Webseite auf, um Medien (neben Audios auch Spiele, Videoclips usw.) unmittelbar ansteuerbar zu machen.

Screenshot der Seite zur Audiostation am alten Bahnhof in Edenkoben. Das Audio steht im Zentrum der Seite. Es wird ergänzt durch ein Kurztext und ausgewählte Bilder des Objekts. Die Übersichtlichkeit und Nutzerfreundlichkeit steht im Vordergrund.

Die Idee war, dass eine Erzählerfigur und ein Kind im Gespräch die Orte erkunden und auf diese Weise die Hörer:innen anekdotisches Wissen zum König und seiner Zeit mitbekommen. Die Rolle des Erzählers nimmt der Löwe Tom ein, eine Anspielung an den (bayerischen) Löwen im Wappen der Stadt. Er eignet sich auch für die Vermarktung der Tour, wurde beispielsweise als markantes Erkennungsmerkmal in die QR-Codes integriert und wird auch auf den Plaketten, die in Kürze auf die Audios hinweisen, prangen.

Der Löwe Tom ist an den Bayerischen Löwen aus dem Stadtwappen angelehnt. Er dient als Maskottchen und Erzählerfigur in der Audiotour. Daher kennzeichnet er auch die einzelnen QR-Codes zu den Audios. Die Navigation von Station zu Station erfolgt über QR-Codes und definierte Routen via Google-Maps.

Als Beispiel für die Umsetzung möchten wir die Seite zum alten Bahnhof von Edenkoben präsentieren: Sie enthält neben dem Audio weitere Fotos vom Objekt, das leider im Zweiten Weltkrieg zerstört und in den 1950er Jahren durch einen modernen Bau ersetzt wurde. Um die Nutzer:innen an die nächste Station zu führen, wurde eine Navigation über Google-Maps erstellt und per Textlink und als QR-Code angeboten. Auf diese Weise können sich die Menschen auf die Spuren König Ludwigs I. begeben und Edenkoben auf eine ganz andere Weise für sich entdecken: Hier gehts zur Hörstation „Alter Bahnhof Edenkoben“.

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