Mit der Verwertung oder dem „Auf-die-Straße-Bringen“ des digitalen Contents vollzieht sich der sichtbare Abschluss jedes KuLaDig-RLP-Teilprojekts. Bei manchen Projekten steht schon zu Beginn fest, wie die generierten Daten der Öffentlichkeit angeboten werden, bei anderen entwickelt sich die Idee im Laufe der Zusammenarbeit zwischen kommunalen Teams, Studierenden und Projektleitung. Stets geht es darum, die Daten nicht nur im Web anzubieten, sondern vor Ort unmittelbar an den Objekten selbst, etwa im Rahmen von Ortsrundgängen und Wanderwegen.
Immer mehr Teilprojekte haben inzwischen auch diese letzte Phase erfolgreich abgeschlossen. Zudem fördern wir 2022 erstmals über eine eigene Ausschreibung unter erfolgreichen KuLaDig-Kommunen die Entwicklung innovativer Verwertungskonzepte, etwa für spezielle Zielgruppen. Entstanden sind dabei oft Modelle, die auch für andere Kommunen inspirierend sein können. Vier Beispiele wollen wir hier vorstellen.
Wandern und zugleich informieren lassen: Auf den Spuren der „Kamillen-Traud“ in der VG Kelberg
Das Leben der Gertrud Feiler (ca. 1884-1964), genannt Kamillen-Traud, wurde im Jahr 2008 von der Schriftstellerin Ute Bales in ihrem biografischen Roman „Kamillenblumen“ erzählt. Durch den Roman wurde die bis dahin fast vergessene historische Person sehr schnell zu einer Identifikationsfigur für die Kelberger Region und ihre Bewohner:innen, lässt sich anhand des Schicksals dieser Frau doch das entbehrungsreiche Leben in der Vulkaneifel zwischen 1880 und 1960 nachempfinden. Das zunehmende öffentliche Interesse führte zum Entschluss, das Leben der Traud an den Orten selber sichtbar zu machen. Mit dieser Idee nahm die Verbandsgemeinde Kelberg im Jahr 2019 als Modellkommune am Landesprojekt teil. Sieben KuLaDig-Beiträge wurden im Rahmen dieses Teilprojekts erstellt. Zugleich wurden dazu durch Andrea Meyfarth-Staub von der Tourist-Information künstlerisch gestaltete Stationen in den Gemeinden Kolverath und Sassen konzipiert und als Themenrundweg „Spuren der Kamillen-Traud“ umgesetzt (von der Eröffnung haben wir vor kurzem berichtet), als Ergänzung der bereits bestehenden Themenrundwege der Geschichtsstraße um den Hochkelberg.

Über Informationstafeln werden die orts- und themenbezogenen Inhalte dreisprachig (neben Deutsch noch Englisch und Niederländisch) vermittelt und mit Bildern ergänzt. Der Zugriff auf die Daten in KuLaDig, informative Beschreibungen und historische Fotos, erfolgt über QR-Codes an den Schildern und eine eigens angelegte KuLaTour in der KuLaDig-App. Zudem kann man an den Stationen via Smartphone Interviews mit Ute Bales und Zeitzeug:innen anzuhören. Die Erlebnisstationen selbst sind aufwändig und hochwertig gestaltet. Eine Künstlerin schuf Metallfiguren, die die Traud in ihren Lebensphasen und beim Ausüben verschiedener Tätigkeiten darstellt. Sitzmöglichkeiten erhöhen die Aufenthaltsqualität. Und so kann man nun in der Vulkaneifel zugleich in herrlicher Natur wandern und sich kulturhistorisch informieren und inspirieren lassen.

Vielfältige Zugänge: Der Kulturweg „Gaugraf-Zeyzolf-Runde“ in Briedel an der Mosel
Der Moselort Briedel bewarb sich im Jahr 2020 für die Teilnahme am Landesprojekt. Es ging darum, den bereits bestehenden Datenbestand in KuLaDig einer Supervision zu unterziehen und gezielt zu ergänzen, auch medial. Neu hinzu kam der Ortsbeitrag, unter dem sich nun alle Objekte versammeln. Mithilfe der Anschubfinanzierung wurden 360-Grad-Fotografien in der Kirche und – mithilfe einer Drohne – vom Ort selbst produziert. Auf diese Weise kann der Ort nun auch interaktiv digital erlebt werden, schon von zu Hause aus, aber auch unmittelbar vor Ort.

Mit der Freigabe der KuLaDig-Objekte wurde im Ort selbst die „Gaugraf-Zeyzolf-Runde“ umgesetzt. Dieser Rundweg, bestehend aus 16 Stationen im Briedeler Ortskern, wird an zentralen Stellen mit großen Schildern beworben, auf denen die Routenführung in einer Karte angezeigt und alle Objekte mit Bild, Kurztext und QR-Code aufgelistet werden. Auch an den Objekten selbst sind kleine Schilder angebracht, die den Namen des Objekts und den QR-Code führen. Zusätzlich wird die Gaugraf-Zeyzolf-Runde als KuLaTour in der KuLaDig-App angeboten. Auch über die Gemeindewebseite kann man auf die Daten zugreifen.

Eisenbergs „industrielles“ Erbe am Donnersberg auch virtuell erleben
Einen Überblick, über die eigene Industriegeschichte von den Römern bis zum heutigen Tag in KuLaDig zu geben – das war der Plan der Verbandsgemeinde Eisenberg in der Pfalz. Der Fokus lag dabei auf den drei Orten Römerpark Vicus Eisenberg, das Tonabbaugebiet und heutige Landschaftsschutzgebiet Erdekaut und das Firmengelände der noch existierenden Gienanth-Werke. Wie funktioniert ein römischer Rennofen? Wie war es, die Kindheit in der Erdekaut zu verbringen oder als Grubenarbeiter dort unter Tage zu arbeiten? Diese und viele weitere Fragen werden nun in den Videoclips beantwortet, die durch die Studierenden im Teilprojekt produziert wurden.
Da das Museum Grubengebäude Riegelstein in der Erdekaut nur selten seine Türen für Besucher:innen öffnet, wurde mithilfe der Anschubfinanzierung ein virtueller 360-Grad-Rundgang erstellt. Auch die Fundstücke im Römermuseum in Eisenberg können nun auf diese Weise besichtigt werden. Der Zugang zu den virtuellen Rundgängen erfolgt über einen Screenshot im KuLaDig-Objektbeitrag. Alle im Projekt erstellten Multimediadaten (Videoclips, Audios, Fotografien, zudem ergänzende PDF-Dokumente und Links zu anderen Webseiten) sind an ausgewählten Orten im virtuellen Raum abzurufen und machen den Raum atmosphärisch „erlebbar“ und zugleich vielfältig informativ – auch während einer Führung vor Ort. So kann man beispielsweise am alten Fahrstuhl in die Grube einen Videoclip aus früherer Zeit sehen, einen Flug über die frühere Tongrube betrachten oder den Klang der Säge vernehmen. Darüber hinaus schafft die Verlinkung zu Seiten der Verbandsgemeinde oder zu anderen KuLaDig-Objekten einen Mehrwert und schließt – bezogen auf KuLaDig – den Kreis. Die Verbandsgemeinde bewirbt die beiden virtuellen Museen gezielt auf einem Flyer sowie auf ihrer Webseite – mit großer Nachfrage.

Montabaur als Zentrum des Westerwälder Fachwerks – kindgerecht und für Erwachsene erzählt
Jahrzehntelang waren die Fachwerkfassaden im historischen Stadtzentrum von Montabaur unter Putz verborgen. Erst in den 1970er Jahren fand eine umfassende Restaurierung und Sanierung statt. Das sogenannte Westerwälder Fachwerk wurde freigelegt und prägt Montabaur seither als bislang erste und einzige Station der Deutschen Fachwerkstraße in Rheinland-Pfalz. Daher verwundert es nicht, dass sich die Stadt mit dem Thema Fachwerk für eine Teilnahme am Landesprojekt im Jahr 2021 bewarb. Zehn Objektbeiträge und ein Ortsbeitrag wurden erarbeitet. Maßgeblich beteiligt waren neben dem studentischen Team die Touristikerin Karin Maas, der Historiker Bernd Schrupp und der Zimmerer Thomas Becker. Da Becker selbst Restaurierungsmaßnahmen an örtlichen Fachwerkgebäuden ausführt, konnte er spannende Fachsichten auf das Thema liefern.
Das Gebäude Fachwerkensemble Alois-Jäger-Platz 1, das zurzeit grundsaniert wird, kann nun in einem virtuellen und interaktiven Rundgang entdeckt werden. Zudem wurden mithilfe der Anschubfinanzierung des Projekts Audios für Erwachsene und für Kinder zu jedem Gebäude produziert, beworben mit einem eigenen Flyer der Tourist-Information. Kleine Schilder an den Objekten mit QR-Codes machen die Audiodateien beim Rundgang verfügbar. Auch zwei Videos mit Thomas Becker zur Fachwerk-Restaurierung und zur Zimmererkleidung sowie das KuLaDig-Objekt Stadt Montabaur werden so angeboten. Und auch hier kann eine KuLaTour in der App für die Navigation genutzt werden.

Informativer und inspirierender Wanderweg, vielfältig abrufbarer Ortsrundgang, virtuelles Museum oder Audiotour für Groß und Klein – nur vier Beispiele, wie vielseitig man die im Projekt erstellten Daten im Web und vor allem vor Ort in der Kulturlandschaft einsetzen kann, um Einheimische und Auswärtige zu erreichen. Einige weitere Modelle sind momentan in der Entwicklung, etwa szenisches Historienspiel (in Form von Videos an den Objekten), Storymaps (digitale informative Karten), ein musikalischer Wanderweg, eine digitale Schnitzeljagd. Alles Modelle, die möglichst viele rheinland-pfälzische Kommunen für die Präsentation des eigenen kulturellen Erbes inspirieren sollen.