Standort der ehemaligen Pfarrkirche Sankt Willibrord in Plaid, der Parkplatz der Gemeindehalle
In der Pellenz, genauer gesagt in den Ortsgemeinden Kruft und Plaidt, befand sich einst das bedeutendste Rohstoffvorkommen an Tuffstein nördlich der Alpen. Tuff, entstanden durch die Ausbrüche der Vulkane in der Osteifel zur Zeit des Quartär, wurde in der Region seit der Römerzeit abgebaut. Noch heute lässt sich im Römerberg Meurin in einem konservierten ehemaligen Stollenbereich nachvollziehen, wie fachmännisch die Römer den Abbau betrieben.
Interessanterweise wurden die römischen Stollen im Mittelalter weiter ausgebeutet. So wurden beispielsweise die in regelmäßigen Abständen stehengelassenen Steinpfeiler, die das ganze Stollengewölbe trugen, weiter verringert. Dies trug auch dazu bei, dass manche Stollenbereiche sehr unsicher wurden. Viele dieser Stollen gerieten mit der Zeit in Vergessenheit. Die Ortsgemeinde Plaidt beispielsweise wurde auf ehemaligen Stollenbereichen errichtet, was teilweise dramatische Folgen hatte. Tuffstein hat nämlich die Eigenschaft, in sich zusammenzufallen, wenn es mit Wasser in Kontakt kommt. Daher kam es in der Vergangenheit des Ortes häufiger vor, dass plötzlich die Straße an bestimmten Stellen wegbrach und die Sicherheit und Standfestigkeit ganzer Gebäude ins Wanken geriet. Durch derartige Umstände wurde es den Menschen in Plaidt erst bewusst, wie unterhöhlt ihre Ortsgemeinde eigentlich war und heute noch ist. Das KuLaDig-Teilprojekt zur Pelllenz trägt seit 2021 dazu bei, dieses Wissen besser zu verbreiten.

Das trifft auch auf unser Objekt des Monats zu. Die ehemalige Pfarrkirche Sankt Willibrord befand sich einst im Zentrum von Plaidt auf einem Tuffhügel. In diesem Hügel war bereits in der Vergangenheit Tuff abgebaut worden. Der Tuffabbau im Allgemeinen hatte aber die Ortsgemeinde anwachsen lassen, da er für viele Menschen Arbeit und festes Auskommen bot. Die Kirche aber konnte diese Menschen nicht mehr fassen. Daher engagierte sich der Pfarrer bei der Preußischen Regierung in Koblenz für einen Neubau an einer anderen Stelle. Die Finanzierung des Neubaus aber konnte erst dann geklärt werden, nachdem man ein Tuffsteinvorkommen auf Gemeindegrund fand und versteigerte. Auch der Hügel, auf dem die alte Kirche fußte, wurde versteigert. Der Erlös kam dem Neubau zugute. 1861 wurde die Kirche abgerissen und der Tuffhügel abgebaut. Heute befindet sich an der Stelle der Parkplatz an der Gemeindehalle.
Neben der ehemaligen Kirche wurden in der Pellenz weitere Objekte zum Thema Tuff- und Trassabbau erfasst. So auch die Anlage alter Grabkreuze, die sich einst nahe der Kirche auf dem Friedhof befanden oder das Stollensystem unterhalt der Miesenheimer Straße, das nur durch Zufall entdeckt werden konnte. Im Rahmen des Teilprojekts entstanden neben Beiträgen in KuLaDig und Drohnenaufnahmen auch Videoclips, in denen Menschen aus Plaidt und Umgebung über den Rohstoff Tuff und seinen Abbau sprechen.
Um die vielen verschiedenen Abbau- und Einbruchstellen in Plaidt in Erinnerung zu halten und aufzeigen zu können, wird zurzeit eine Storymap gefertigt. Diese Storymap soll mit den KuLaDig-Beiträgen korrespondieren und einen guten Überblick verschaffen. Finanziert wird die Storymap mit der Anschubfinanzierung, die das Ministerium des Inneren und für Sport allen Modellkommunen im Landesprojekt KuLaDig-RLP gewährt.

Und so ist unser Objekt des Monats Mai erstmals eines, das gar nicht mehr existiert und dennoch eine spannende Geschichte erzählt – lesen Sie selbst: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-343546