Objekt des Monats April: Burg Nanstein in Landstuhl

Mit der Bezeichnung „Sickingenstadt Landstuhl“ schuf die dortige Verbandsgemeinde eine ganz eigene Art von Prädikat, das die lokale Geschichte mit dem Schicksal einer besonderen historischen Persönlichkeit verknüpft – auch zur Stiftung eines Identitätsgefühls für die Menschen vor Ort. Franz von Sickingen, der sogenannte „letzte Ritter“ (1481-1523) lebte in der Zeit des Übergangs vom Mittelalter zur Neuzeit und verkörpert wie kein Zweiter, wie sehr das Ritterwesen, von technischen und gesellschaftlichen Umwälzungen betroffen, ad absurdem geführt worden war. Gleich einer Art westpfälzischem Don Quichotte führte Sickingen Zeit seines Lebens einen Kampf gegen die Windmühlen der Modernisierung, in der die Ritterschaft kaum noch Bedeutung hatte und bei den Landesherren durch angezettelte Fehden auf sich aufmerksam machen musste, um noch wahr- und ernstgenommen zu werden. Gleich einem modernen Warlord beteiligte sich Franz von Sickingen an vielen Konflikten der Zeit und nutzte seine militärischen Möglichkeiten oft sehr geschickt, um in mancher Auseinandersetzung zum „Zünglein an der Waage“ zu werden. Konfliktscheu war er jedenfalls nicht, legte sich zeitweise mit der Kirche und auch dem Kaiser an, was letztendlich auch zu seinem Untergang führte.

Seine Burg Nanstein, unser Objekt des Monats April, baute er zu einem militärischen Bollwerk aus. Der große Batterieturm macht deutlich, wie sehr die mittelalterlichen Burgen durch die zunehmende Technisierung in die Bedrängnis gekommen waren. Schlachten wurden zunehmend mit Kanonen gewonnen und nicht mehr mit der in Rüstung gepackten Kavallerie. Nachdem er sich auf die Seite der Reformation geschlagen hatte und zum Anführer der aufständischen Ritterschaft erklärt wurde, war sein Schicksal besiegelt. Eine Koalition, angeführt vom Trierer Erzbischof Richard von Greiffenklau griff die Nanstein an und von Sickingen fand den Tod. Noch heute kann die Sterbekammer des „letzten Ritters“ auf dem Areal der Burgruine besucht werden.

Büste des Franz von Sickingen in der Sterbekammer in der Burg Nanstein

Als Modellkommune des Jahres 2021 ging es in Landstuhl darum, neben der Nanstein auch weitere bedeutende Orte des kulturellen Erbes in KuLaDig sichtbar zu machen. Es handelt sich dabei um das gallo-römische Quellheiligtum Heidenfelsen und den Bismarckturm. Mit der ehemaligen Sternwarte neben dem Bismarckturm wird zudem ein Objekt publiziert, dass es heute nicht mehr gibt.

Screenshot des virtuellen Rundgangs auf dem Burggelände

Im Falle der Burg Nanstein stellte sich die Frage, wie sich das Wissen um Burgen zeitgemäß und anschaulich und vielleicht auch für eine möglichst breite Zielgruppe digital vermitteln lässt. Aus diesem Grund griffen wir auf die 360-Grad-Rundgänge zurück. Auf diese Weise kann das Burgengelände virtuell und interaktiv begangen werden. Audiodateien und ein Videoclip, der bereits von der GDKE für die Wissensvermittlung vor Ort produziert worden war, konnten im digitalen Raum an geeigneten Stellen integriert werden. In Landstuhl selbst werden durch Laienschauspieler historische Szenen nachgespielt, die dann zukünftig ebenfalls an den KuLaDig-Objekten ausgespielt werden.

Hier gehts zum Objekt: Burg Nanstein auf dem Kahlenberg

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