In Höhen und Tiefen: Abschluss der Begehungen 2023

Nun sind auch die letzten beiden Begehungen abgeschlossen, mit den wir die wieder einmal beeindruckende thematische Vielfalt unserer Modellkommunen in diesem Jahr abrunden konnten.

In der letzten Woche ging es nach Bad Sobernheim. Der Ort diente viele Jahrhunderte als religiöses Zentrum der Region um Bad Kreuznach. Bis zum heutigen Tag hat sich eine hohe Dichte an Kirchen und Kapellen im Ort erhalten, die von der einstigen Bedeutung zeugen. Aus diesem Grund führte uns das kundige kommunale Team um die Leiterin des Heimatmuseums Bad Sobernheim, Anke Wiechert, an die entlegensten Orte religiösen Brauchtums: Über abenteuerliche Stiegen in schwankende Höhen steiler Kirchtürme und bis in die Tiefen von Kellergewölben. In den teilweise mit prächtigen Deckenmalereien ausgestalteten Kircheninnenräumen erfuhren wir allerhand Insider-Wissen: So erwies sich ein kleines schräges Fenster im Innenraum der heute evangelischen Kirche Sankt Matthias, das in Richtung Altar zeigt, als Fenster für die Beginen im Ort. Diesen Mitgliedern der religiösen Laiengemeinschaft war die normale Teilnahme am Gottesdienst verwehrt, so dass sie nur durch das kleine Fenster dem Ritual beiwohnen konnten. Als weitere Objekte sollen die katholische Kirche Sankt Matthäus, die Disibodenberger Kapelle und die Malteserkapelle sowie auch der Priorhof, heute Heimatmuseum, für KuLaDig erfasst werden. Spannend sind auch die Funktionswechsel. So dient die Malteserkapelle heute als Veranstaltungsort und die Synagoge als Leihbücherei, die Disibodenberger Kapelle sogar als Brauerei und Gaststätte DENKMALz.

In dieser Woche fanden die Begehungen in Braubach am Rhein ihren Abschluss. Die einst als „Rosen- und Weinstadt“ gerühmte Kleinstadt am Rhein ist besonders durch die Marksburg deutschlandweit bekannt. Dass jedoch neben dieser „Ikone“ mittelalterlichen Burgenbaus auch die Altstadt Braubachs über sehr viele reizvolle und geschichtsträchtige Orte verfügt, konnte uns das kommunale Team anschaulich machen. Mit der Idee, für jedes potenzielle KuLaDig-Objekt ein „Gesicht der Stadt“, sprich eine historische Person, festzulegen, um über diese Figur einen ganz subjektiven Eindruck des Objekts zu vermitteln, hatte uns von Anfang an überzeugt. Im Ort besuchten wir das Obertor, einst Stadttor, dessen Pforte für die Durchfahrt der Nassauischen Kleinbahn im 19. Jahrhundert verbeitert worden war sowie das historische Gasthaus „Zum weißen Schwanen“ mit benachbarter Mühle und romantischem Bauerngarten. Durch die malerischen Gassen der Altstadt ging es zum Renaissanceschloss Philippsburg, das dem Geschlecht der Landgrafen von Hessen-Rheinfels als Witwensitz diente. Die unter den Gräfinnen angelegten ausgedehnten Renaissance-Gärten wurden in Teilen rekonstruiert und als einer von insgesamt vier Gärten in Braubach als Welterbe-Garten ausgezeichnet.

Der bereits in den vergangenen Jahren eingesetzte Trend, das Storytelling-Prinzip noch weiter auszubauen und über einzelne Aspekte der teils inhaltsschweren Kulturlandschaftsobjekte zu vermitteln, zeichnet sich in diesem Jahr noch stärker ab. Zudem treten (historische) Menschen, ob ehemalige Beschäftige der Schuhindustrie in Pirmasens, einstige Bergmänner in den Dachschieferstollen von Kaub oder König Ludwig I. in Edenkoben, weiter in den Vordergrund und verleihen den Objekten einen ganz eigenen Geist. Wir freuen uns darauf, nun die Konzepte zusammen mit den lokalen Teams und den Studierenden in den nächsten Monaten umzusetzen,

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