Objekt des Monats August: Teilstück der römischen Ruwerleitung in Waldrach

Zu römischer Zeit erlebte die um 16 v. Chr. gegründete Stadt Trier – auf Latein Augusta Treverorum – einen enormen Aufstieg und stellte schon bald die größte römische Stadt nördlich der Alpen dar. Um diese – für damalige Verhältnisse Großstadt – und ihre Bewohner mit Trinkwasser zu versorgen, bauten die Römer gegen Ende des 1. Jh. bzw. Anfang 2. Jh. einen Aquädukt, die Ruwer-Wasserleitung. Der Beginn dieser Leitung befindet sich kurz hinter dem heutigen Ort Waldrach in der Verbandsgemeinde Ruwer. Dort wurde das Flusswasser der Ruwer der Leitung durch das Ruwertal zugeführt und abschließend über das Moseltal nach Trier geleitet.  Die gesamte Leitungsstrecke beträgt rund 13,4 km. Täglich wurden mittels der Ruwerleitung etwa 26.000 m³ bzw. 26 Mio. Liter Wasser nach Trier geführt. Diese Menge würde auch aktuell noch ausreichen, um die Kernzone der heutigen Stadt mit ausreichend Frischwasser zu versorgen. In der Antike versorgte die Ruwerleitung große Thermen, kleinere Bäder und zahlreiche öffentliche Brunnen.

Rekonstruktion des römischen Triers im 2. Jh. n. Chr, vorne das Stadttor Porta Nigra und die Barbarathermen (nahe dem Fluss) sowie das Amphitheater. Nicht berücksichtigt wurde das Aquädukt Ruwerleitung. Bild: GDKE / Rheinisches Landesmuseum Trier

Wie kann die Bedeutung der Ruwerleitung für das römische Trier heute den Menschen vermittelt werden, für die – zumindest in Deutschland – frisches Trinkwasser wie selbstverständlich aus dem Wasserhahn sprudelt? Wie lassen sich die anspruchsvollen Aufgaben an die römischen Ingenieure beim Bau des Aquäduktes aufzeigen, die ihre Leitung dem natürlichen Geländeverlauf des Ruwertals anpassten und ein durchschnittliches Gefälle von gerade mal 0,06% nutzten, um das Wasser zum Fließen zu bekommen? Warum verfiel die Ruwerleitung ab dem frühen Mittelalter und wie sah die Wasserversorgung von da an aus? All diese Fragen sollen in Kürze in unserem Themenweg „Wasser im Ruwertal – Von der Antike bis heute“ mit seinen acht Wissensstationen beantwortet werden.

Entwurf des Videoclips zur Vorstellung des Themenweges mit dem Archäologen Dr. Florian Tanz.

Diesen Themenweg haben wir 2024 gemeinsam mit der Verbandsgemeinde Ruwer und unserem Kooperationspartner „ARGO – Augmented Archaeology“, eine Ausgründung an der Universität Trier, konzipiert. Auf einer Länge von 8,2 km werden Wanderer oder Radfahrer von Kasel bis an die Riveristalsperre geführt, wo exklusive Einblicke in die heutige Wasserversorgung der Region gegeben werden.

Unser Objekt des Monats, ein originales Teilstück der antiken Ruwerleitung, ist eine von acht Wissensstationen. An diesem Ort wird deutlich, dass nur noch wenige Spuren der einst so langen Leitung erhalten geblieben sind. Um Aussehen und Verlauf dennoch nachvollziehbar zu machen, wurden gemeinsam mit dem Archäologen Dr. Florian Tanz von der Universität Trier Videoclips angefertigt, in denen er kurz und prägnant Besonderheiten des Bauwerks und seiner Nutzung verrät.

Virtuelle Rekonstruktionen, teilweise in Form von 3D-Modellen, der Firma ARGO geben einen guten Eindruck davon, wie der Aquädukt aussah und wo er verlief.

Verschiedene Stationen wurden bereits digital auf der KuLaDig-Plattform angelegt, weitere werden in Kürze folgen. Derzeit ist der dazugehörige Themenweg noch in der Entstehung. Um das Thema auch vor Ort erlebbar zu machen, ist geplant, die einzelnen Stationen mit Informationstafeln, Plaketten und Wegweisern auszustatten. So entsteht ein attraktives und informatives Angebot für Spaziergänger, Radfahrer, Wandernde, Schulklassen und kulturhistorisch Interessierte.

Zur Umsetzung dieser Maßnahmen werden aktuell durch die Verbandsgemeinde Ruwer Förderanträge gestellt. Das Projekt verbindet auf beispielhafte Weise digitale Kulturvermittlung mit realem Natur- und Kulturerlebnis vor Ort und leistet so einen wertvollen Beitrag zur Bewahrung und Sichtbarmachung unseres kulturellen Erbes.

Titelbild: Bachlauf der Ruwer in der Verbandsgemeinde Ruwer (2024); Bild: Michael Scholer

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