Virtuelle Räume können Aura und Atmosphäre von realen Orten nicht ersetzen. Das ist einer der Gründe, warum Menschen immer noch Burgen besichtigen und in Museen gehen, die bereits virtuelle 360-Grad-Touren anbieten. Das Credo unseres Projekts, das Wissen um kulturelles Erbe „auf die Straße zu bringen“, bedeutet deshalb stets, virtuelle Räume vor Ort und nicht nur im Internet erfahrbar zu machen, durch den „digitalen Mehrwert“, den diese virtuellen Rundgänge mit ihren medialen Zusatzinformationen mit sich bringen.
Dass diese Kombination von ‚real‘ und ‚virtuell‘ besonders produktiv ist, wurde im Rahmen unseres Landesprojekt bereits mehrfach deutlich. Wir entdeckten den Nutzen virtueller 360-Grad-Räume und -Touren im Corona-Jahr 2020. Also zu einer Zeit, in der Kultureinrichtungen geschlossen waren und niemand genau wusste, wann sich die Türen wieder öffnen werden. Begonnen mit der 360-Grad-Erschließung des „Flößer- und Schiffermuseums“ in Kamp-Bornhofen, wurde schnell deutlich, dass auch andere Einrichtungen ein starkes Interesse an einer virtuellen Begehbarkeit und Sichtbarmachung der Objektvielfalt unabhängig von den Öffnungszeiten besitzen. Bestes Beispiel ist der virtuelle 360-Grad-Raum des Grubengebäudes und -museums Riegelstein im ehemaligen Tonabbaugebiet Erdekaut bei Eisenberg (Pfalz), unser Objekt des Monats August. Ein reales Objekt mit spannender Atmosphäre, dass in seiner virtuellen Aufbereitung zu einem Ort des vielseitigen Erkundens ausgestaltet wird.

Das einstige Grubengebäude wurde 2007/08 saniert und für den Publikumsverkehr freigegeben, jedoch mit Einschränkungen. Nur im Rahmen einer Erlebnisführung der Erdekaut kann das Gebäude besichtigt werden. Der Bedarf, den Menschen zumindest virtuelle Einblicke in das Grubengebäude zu geben, kristallisierte sich im Laufe unseres Teilprojekts und in Zusammenarbeit mit dem kommunalen Team heraus.

Gemeinsames Arbeiten des studentischen Teams und des kommunalen Projektteams (2020).
Mit Hilfe der Anschubfinanzierung wurden 360-Grad-Fotografien professionell erstellt. Marie-Luise Selzer, Hauptverantwortliche im kommunalen Team, setzte die virtuelle 360-Grad-Tour mithilfe der im Landesprojekt genutzten Software vr-easy um. Wichtig war uns und den kommunalen Partner:innen neben der Simulation räumlicher Strukturen auch das Ausnutzen von Vorteilen, die ein virtueller Raum gegenüber einem realen Raum nun mal hat. So lassen sich nämlich in virtuellen Räumen ganz einfach Daten und Medien überall ablegen, wo man nur möchte. Im virtuellen Grubengebäude ist der dadurch entstandene Mehrwert deutlich: Die Säge kann man plötzlich zum Klingen bringen, am ehemaligen Aufzug können Sequenzen eines historischen Videos platziert werden, in dem gezeigt wird, wie früher die Arbeiter hinunter in die Grube einfuhren, Luftaufnahmen lassen die Dimensionen der ehemaligen Grube erahnen.



Beispiele eingebetteter Multimedia im virtuellen Grubengebäude (Video, Audio und KuLaDig-Beitrag).
An der Uniform eines Bergmannes wird das Zeitzeugeninterview mit einem ehemaligen Bergmann verortet. Nicht zuletzt lassen sich auch KuLaDig-Objekte (kenntlich gemacht durch die kleinen KuLaDig-K’s) verlinken. Somit wird ein Kreis geschlossen, in dem sich KuLaDig-Objekt(e) und virtueller Raum gegenseitig verknüpfen. Auf diese Weise werden virtuelle 360-Grad-Räume zu selbstgesteuerten Touren der Wissensvermittlung und des intuitiven Entdeckens. Daher ergänzen diese Angebote die gängigen KuLaDig-Objektbeiträge, die eher auf Ausführlichkeit und Langfristigkeit von Daten aus sind, um innovative Wissensmedien und zielgruppenspezifische Interaktivität.

In der Verbandsgemeinde werden diese virtuelle 360-Grad-Tour sowie die zweite im Projekt entstandene Tour im Römermuseum, verfügbar am Objekt Römerpark Vicus Eisenberg, mit einem Flyer beworben, auf dem die QR-Codes verfügbar gemacht werden.