Warum nicht mal ein Objekt des Monats präsentieren, das noch in Arbeit ist? Ein Objekt, das so groß ist, dass man – einmal mit dem Digitalisieren begonnen – sich fragt, an welchem Punkt man enden soll? Burgen sind solch herausfordernden Objekte. Über viele Jahrhunderte spielten und spielen sie eine herausragende Rolle für die Menschen in ihrer Region, so dass sich unzählige Relikte – nicht nur mittelalterliche, sondern auch aus allen nachfolgenden Jahrhunderten – zwischen den Burgmauern finden lassen.
Die Burg Lichtenberg bei Thallichtenberg im Pfälzer Bergland ist solch ein Objekt. Die größte Burg der Pfalz verfügt nicht bloß über eine große Anzahl an Gebäudeteilen und Verteidigungsanlagen, sondern auch über Fundstücke, kleine Relikte, die oft wenige Zentimeter groß sind.


Von groß zu klein: Drohnenaufnahme in der virtuellen 360-Grad-Tour zur Burg (links) und Fundobjekt frühneuzeitlicher Knopf mit Edelstein
Aufgrund dieser immensen Bedeutung hat sich der Landkreis Kusel mit nur einem Objekt, eben der Burg Lichtenberg, für die Teilnahme am Landesprojekt in diesem Projektjahr beworben. Gemeinsam mit den beiden Projekten Smart-City und TRAFO arbeiten wir daran, die Burg mit ihren Bestandteilen, Geschichten und Objekten für die Menschen digital verfügbar zu machen.
Neben den Objekten in KuLaDig, unter dem Oberobjekt Burg Lichtenberg wurden zum jetzigen Zeitpunkt bereits acht Unterobjekte angelegt (weitere folgen), wurde eine 360-Grad-Tour durch die Burg produziert. Diese beinhaltet ebenfalls das Pfälzer-Musikantenland-Museum in der alten Zehntscheune und das Urweltmuseum Geoskop.

Objektstruktur der Burg Lichtenberg in KuLaDig: Acht Unterobjekte wurden bereits freigegeben
Eine Fülle von Medien zur Burg Lichtenberg bestehen bereits, manche wurden im Rahmen von Smart City oder TRAFO erstellt. So gibt es beispielsweise eine dreisprachige Audio-Tour in Deutsch, Englisch und Französisch, in der die wichtigsten Teile der Burg und ihre einstigen Funktionen erläutert werden. Ein Video mit Drohnenaufnahmen sowie ein weiteres, in dem ein Schmied sein Handwerk erläutert, ergänzen das Material. Nicht zuletzt wurden von einigen Bauteilen Rekonstruktionsbilder angefertigt, um anschaulich zu machen, wie die Burg einst ausgesehen haben könnte. Analoge Schrifttafeln wurden ebenfalls digitalisiert und Verlinkungen zu KuLaDig-Objekten und weiteren Seiten vorgenommen.
Wie aber lassen sich nun all diese digitalen Angebote nutzerfreundlich vermitteln? Bereits zu Beginn des Teilprojektes wurde deutlich: Es bedarf einer virtuellen Burg Lichtenberg als 360-Grad-Panoramen-Rundgang, um dieser Anforderung gerecht zu werden. Mit nur jeweils einem QR-Code sollen die Nutzer:innen die Burg selbstständig erkunden und aus den verschiedenen Medien frei wählen können, je nach Interesse und Bedarf.

Eine Vielfalt an Medien am passenden Ort und unter einer URL verfügbar, hier am ersten Tor
Mit der Anschubfinanzierung im Landesprojekt wurden 360-Grad-Räume erstellt und innerhalb einer virtuellen Tour verfügbar gemacht. Diese 360-Grad-Tour ist über unser Objekt des Monats, den KuLaDig-Beitrag zur Burg Lichtenberg, erreichbar (der Zugang erfolgt über den Screenshot in der Mediengalerie). Jede Station der 360-Grad-Tour verfügt über eine eigene URL, die nun auch vor Ort auf der Burg via Smartphone angeklickt werden kann.
Neben den bereits erläuterten Vorteilen einer virtuellen 360-Grad-Burg möchten wir schon mal auf ein neues Format neugierig machen, das wir gemeinsam mit dem kommunalen Team Kusel zurzeit in einer Testumgebung erstellen. Denn die anfangs erwähnten Fundstücke, mal ist es eine Kachel aus dem 14. Jahrhundert, mal ein frühneuzeitlicher Knopf mit Edelstein, mal ein Metallschlackebrocken, können im virtuellen Raum wieder verortet werden und ihre geheimnisvolle Geschichte offenbaren. Dass es sich dabei nicht um die wirklichen Fundstellen handelt liegt daran, dass sie bei großen Erdräumarbeiten im Bereich zwischen erstem Tor und Kirche gefunden wurden und dadurch eine präzise Verortung nicht möglich ist. Die Fundstellen aber, gekennzeichnet mit gelben Tatortmarkern, bieten einen echten Mehrwert und laden zum spielerischen Wissenserwerb ein.


Blick hinter die Kulissen: Zwei Beispiele für die Fundstellen, die wir planen im virtuellen 360-Grad-Raum verfügbar zu machen. Ein Skelettfund aus den 1960er Jahren, erstellt mittels KI und ein Teller von 1740. Alle Objekte werden mit einem gelben „Tatortmarker“ gekennzeichnet und mit einer Infobox sowie – teilweise – mit Detailaufnahmen angeboten.
Neben all den multimedialen Möglichkeiten aber bilden die KuLaDig-Objekte den Grundstock für alle weiterführenden Formate. Sie strukturieren die Burg in Ober- und Unterobjekte und bilden häufig die erste Anlaufstelle für die Menschen, die sich aus der Ferne ein Bild von der Burg machen möchten. Andreas Rauch, Burgenverwalter der Lichtenberg, hat diese Texte mit dem Anspruch verfasst, auch hier die Nutzerfreundlichkeit an erste Stelle zu setzen. Er möchte die Menschen nicht mit trockenen Informationen „erschlagen“, sondern eher stichpunktartig und unterhaltsam informieren. Was die Menschen interessiert, weiß Rauch aus seiner Tätigkeit als Burgführer.

Burgenverwalter und -führer der Lichtenberg Andreas Rauch in der originalgetreuen Rekonstruktion einer Rüstung
Da das Teilprojekt Kusel bzw. Burg Lichtenberg noch in vollem Gange läuft können wir nur einen Blick auf den aktuellen Stand geben. Über unser KuLaDig-Objekt zur Burg Lichtenberg aber bleiben Sie stets auf dem neuesten Stand.