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In den letzten Monaten wurde viel über Textproduktion mittels KI (künstlicher Intelligenz) gesprochen und geschrieben. Und da für KuLaDig viele Texte zu Kulturlandschaftsobjekten und Themen des kulturellen Erbes von Autor:innen verfasst wurden und werden, stellt sich natürlich die Frage: Was könnte KI leisten, um Wissen zu Kulturlandschaftsobjekten und kulturellem Erbe zu vermitteln? Ein kleiner Test…
Wir haben ChatGPT (ohne Anmeldung) getestet und zu Objekten befragt, die für KuLaDig erfasst werden sollen, aber noch nicht im System präsentiert werden. Beispielsweise sollen die Queichlinien, eine Verteidigungsanlage der Franzosen zur Zeit des Pfälzischen Erbfolgekrieges (1688-1697) in der Region der VG Bellheim, für KuLaDig erfasst werden. Unsere Aufforderung an ChatGPT lautete demnach:
„Schreib mir einen Beitrag zu den Queichlinien bei Bellheim.“
ChatGPT lieferte uns folgende Antwort:
„Sehr gerne! Die Queichlinien bei Bellheim sind ein wunderschönes Naturgebiet, das sich entlang des Flusses Queich erstreckt. Hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten für Spaziergänge, Wanderungen und Fahrradtouren. Die Landschaft ist geprägt von Wiesen, Wäldern und kleinen Seen, die zum Verweilen und Entspannen einladen. Auch für Angler ist die Queich ein beliebtes Ziel, da hier zahlreiche Fischarten zu finden sind. Insgesamt ist die Queichlinie bei Bellheim ein tolles Ausflugsziel für Naturliebhaber und Erholungssuchende.“

Das liest sich schon ganz gut, wobei der inhaltliche Tiefgang ein wenig kurz kommt und der Beitrag natürlich insgesamt etwas länger sein könnte. Aber vermutlich war der Arbeitsauftrag etwas unpräzise. Daher fragten wir weiter: „Welche Funktion hatten die Queichlinien bei Bellheim zur Zeit des Pfälzer Erbfolgekrieges?“
ChatGPT: „Als Queichlinien wurden im Pfälzer Erbfolgekrieg (1688-1697) die Verteidigungslinien entlang des Flusses Queich bezeichnet, die von den Franzosen errichtet wurden, um ihre Eroberungen in der Pfalz zu sichern. Bellheim lag an einer dieser Linien und war daher ein wichtiger strategischer Punkt. Die Queichlinien dienten dazu, die französischen Truppen vor Angriffen der gegnerischen Koalition aus deutschen und alliierten Truppen zu schützen und ihnen eine sichere Rückzugsmöglichkeit zu bieten. Die Linien bestanden aus Gräben, Wällen und Schanzen und waren mit Kanonen und Soldaten besetzt. Die Queichlinien waren ein wichtiger Faktor im Verlauf des Pfälzer Erbfolgekrieges und trugen dazu bei, dass die Franzosen die Pfalz für mehrere Jahre besetzen konnten.“ Die Frage nach der Funktion ist beantwortet, wenn auch kurz und knapp.
Wir versuchten es mal mit einem anderen Thema. Zur Edelstein- und Schmuckindustrie in Idar-Oberstein gibt es zur Zeit noch keinen Themenbeitrag, aber es gibt im Internet verschiedene Webseiten, die zu dem Thema informieren. Daher lautete unsere Aufforderung:

„Bitte schreibe mir einen Beitrag zur Geschichte der Edelstein- und Schmuckindustrie in Idar-Oberstein.“
ChatGPT lieferte folgenden Beitrag:
„Idar-Oberstein ist eine Stadt in Rheinland-Pfalz, die für ihre lange Tradition in der Edelstein- und Schmuckindustrie bekannt ist. Die Geschichte dieser Industrie reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück, als die ersten Edelsteinhändler und -schleifer in die Region kamen.
Im 18. Jahrhundert entwickelte sich Idar-Oberstein zu einem wichtigen Zentrum für die Edelstein- und Schmuckindustrie. Die Stadt war bekannt für ihre Fähigkeit, Edelsteine wie Amethyste, Bergkristalle und Topase zu schneiden und zu schleifen. Die Edelsteine wurden dann in Schmuckstücke eingearbeitet und in der ganzen Welt verkauft.
Im 19. Jahrhundert erlebte die Edelstein- und Schmuckindustrie in Idar-Oberstein einen weiteren Aufschwung. Die Entdeckung von Edelsteinvorkommen in Brasilien und anderen Teilen der Welt führte zu einem Anstieg der Produktion und des Handels mit Edelsteinen. Die Stadt wurde zu einem wichtigen Handelszentrum für Edelsteine und Schmuck.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts hat sich die Edelstein- und Schmuckindustrie in Idar-Oberstein weiterentwickelt und modernisiert. Die Stadt ist heute bekannt für ihre innovativen Technologien und ihre Fähigkeit, hochwertige Edelsteine und Schmuckstücke herzustellen. Die Edelstein- und Schmuckindustrie ist nach wie vor ein wichtiger Wirtschaftszweig in Idar-Oberstein und trägt zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region bei.
Heute gibt es in Idar-Oberstein zahlreiche Unternehmen, die sich auf die Herstellung von Edelsteinen und Schmuck spezialisiert haben. Die Stadt ist auch ein wichtiger Ausbildungsort für Edelstein- und Schmuckdesigner und bietet eine Vielzahl von Ausbildungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten in diesem Bereich. Die Edelstein- und Schmuckindustrie in Idar-Oberstein hat eine lange und stolze Geschichte und wird auch in Zukunft eine wichtige Rolle in der Region spielen.“
Auch diese Frage wird – wieder etwas allgemein und eher als Überblick – beantwortet. Vergleicht man den Beitrag mit den Informationen, die beispielsweise die Seite des Bundesverbands der Edelstein- und Diamantindustrie e.V. bietet, wird deutlich, dass in puncto „inhaltlicher Tiefgang“ beim ChatGPT-Beitrag noch Luft nach oben ist. Ebenfalls auffällig ist, dass es keinerlei Quellenangaben gibt. Aus welchen Quellen bedient sich ChatGPT?
Fragen wir mal ChatGPT zu einem allgemein eher unbekannten Objekt, das aber in KuLaDig existiert.

Wir entschieden uns für die alte Synagoge in Hottenbach, heute privates Wohnhaus. Unsere Aufgabenstellung lautete:
„Schreib mir bitte etwas zur alten Synagoge in Hottenbach.“
ChatGPT: „
Die Alte Synagoge in Hottenbach war ein wichtiger Ort für die jüdische Gemeinde in der Region. Sie wurde im Jahr 1825 erbaut und diente bis zur Zerstörung durch die Nationalsozialisten im Jahr 1938 als Gebets- und Versammlungsstätte.
Die Synagoge war ein schlichter, zweigeschossiger Bau mit einem Satteldach und einem kleinen Turm auf der Westseite. Im Inneren befand sich der Betsaal, der von einer Empore umgeben war. Die Wände waren mit einfachen Ornamenten und hebräischen Inschriften verziert.
Die jüdische Gemeinde in Hottenbach hatte eine lange Geschichte und war seit dem 17. Jahrhundert in der Region ansässig. Sie war eng mit der Geschichte des Ortes verbunden und spielte eine wichtige Rolle im wirtschaftlichen und kulturellen Leben.
Die Zerstörung der Synagoge im Jahr 1938 war ein schwerer Schlag für die jüdische Gemeinde und markierte das Ende einer Ära. Heute erinnert eine Gedenktafel an der Stelle der ehemaligen Synagoge an die Geschichte und das Schicksal der jüdischen Gemeinde in Hottenbach.“
Interessant ist, dass der Text keine Auskunft darüber gibt, dass es das Gebäude heute noch gibt. Die Beschreibung des Gebäudes vermittelt den Eindruck, dass die massiven Beschädigungen durch die Nationalsozialisten im Jahre 1938 eine vollständige Zerstörung des Gebäudes bedeutet hätten. Die inhaltliche Tiefe, die der KuLaDig-Beitrag zum Objekt bietet, hat der ChatGPT-Text nicht – oder besser gesagt, noch nicht.
Unsere letzte Frage lautete: „Schreib mir bitte etwas zum Alten Schloss in Dörrebach.“
ChatGPT schrieb: „
Das Alte Schloss in Dörrebach ist ein historisches Gebäude, das im 16. Jahrhundert erbaut wurde. Es diente ursprünglich als Wohnsitz der Adelsfamilie von Sickingen und später als Verwaltungssitz der Gemeinde.
Das Schloss ist ein zweigeschossiger Bau mit einem Walmdach und einem Turm auf der Nordseite. Im Inneren befinden sich prächtige Räume mit Stuckdecken und Wandmalereien aus verschiedenen Epochen.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde das Schloss schwer beschädigt und später wieder aufgebaut. Im 19. Jahrhundert wurde es von der Gemeinde erworben und als Rathaus und Schulgebäude genutzt.
Heute ist das Alte Schloss ein Kulturdenkmal und beherbergt das Heimatmuseum von Dörrebach. Hier können Besucher die Geschichte und Kultur der Region kennenlernen und sich über das Leben im Schloss und in der Gemeinde informieren. Das Schloss ist auch ein beliebter Veranstaltungsort für Konzerte, Ausstellungen und andere kulturelle Veranstaltungen.“
Vielleicht war unsere Frage nicht explizit genug gestellt. Wir hätten vielleicht den Kreis Bad Kreuznach mit nennen sollen. Aber in der Regel fragen Nutzer:innen Suchmaschinen und KI eher unpräzise. Die Antwort von ChatGPT verdeutlicht ein Problem: Welches Alte Schloss wird hier beschrieben? Zumindest nicht das in Dörrebach, denn das existiert heute nicht mehr, kann demnach auch nicht für Konzerte etc. genutzt werden. Auch geht es nicht auf die Adelsfamilie Sickingen zurück. Da der Text so sehr allgemein gehalten ist und jede nähere Ortsbeschreibung oder weiterführende Links etc. vermissen lässt, kann schnell ein falscher Eindruck entstehen. Doch welches Objekt wird bei ChatGPT beschrieben?
Wir starten mal eine Google-Anfrage:

Die Ergebnisse – das KuLaDig-Objekt ist ganz oben mit dabei – beziehen sich alle auf Dörrebach in Bad Kreuznach, nicht zu verwechseln mit Dörrenbach im Saarland. Von einem Alten Schloss, das heute als Heimatmuseum genutzt wird, ist nichts zu finden. Auch die Suche nach „Heimatmuseum Dörrebach“ bleibt bei Google erfolglos. Es wird lediglich das Heimatmuseum in Stromberg, Dörrebach ist Teil der Verbandsgemeinde Langenlonsheim-Stromberg, angezeigt. Auch Wikipedia kennt nur das eine Dörrebach.
Fazit: ChatGPT liefert auf Fragen zu Kulturlandschaftsobjekten Antworten, die einen Überblick geben. Zurzeit aber lassen viele Texte noch einen inhaltlichen Tiefgang vermissen. Manche Ergebnisse sind verwirrend, vielleicht sogar falsch. Problematisch ist hier, dass keinerlei Quellen, Links, Referenzen etc. angeführt werden. Man weiß nicht, aus welchen Quellen sich die KI bedient, um die eigenen (?) Beiträge zu verfassen. Das letzte Beispiel macht deutlich, dass mitunter sogar ganz falsche Eindrücke entstehen können. Nichtsdestotrotz entwickelt sich diese Form von KI stetig weiter und sicher werden die Ergebnisse auf Anfragen zu Kulturlandschaftsobjekten bald schon sehr viel besser und inhaltsschwerer sein. Vielleicht bietet KI perspektivisch sogar eine Chance für das Erstellen von Informationstexten und -Beiträgen. Wir bleiben dran.
Ein Gedanke zu “Hallo Mensch, frag mich alles: Wenn Künstliche Intelligenz KuLaDig-Objektbeiträge erstellen würde”