Objekt des Monats Juni: Grabstätte Peter und Irene Ludwig

Es ist ein kleines Kuriosum: Aber das Grab des deutschlandweit bekannten Kunstsammler-Paares Irene und Peter Ludwig, die der Nachwelt namhafte Museen hinterlassen haben, befindet sich nicht etwa in Köln oder Aachen, sondern im kleinen Moselort Sankt Aldegund. Um zum Grab zu gelangen muss man schon ein bisschen Wegstrecke und Steigung in Kauf nehmen. Denn es befindet sich an exponierter Lage, angrenzend an romantische Weinfelder, in den Mauern des Ostchores der alten romanischen Kirche Sankt Bartholomäus. Unmittelbar vor dem Grab befinden sich die Bronzebüsten, die der Architekt und Bildhauer Arno Breker (1900-1991) zu Lebzeiten vom Ehepaar geschaffen hat. Wachend ruht ihr Blick seitdem über der Ortslage. Aber wie kam es dazu, dass Peter Ludwig 1996 und Irene Ludwig im Jahr 2010 hier ihre letzte Ruhestätte fanden?

Mit dem Bau der neugotischen Pfarrkirche im Ortszentrum zwischen 1870-1872 war die „Alte Kirche“ funktionslos geworden und zerfiel zusehends. Der Stiftungsaltar aus Sandstein, ein Werk des berühmten Trierer Bildhauers Hans Ruprecht Hoffmann aus dem Jahr 1600/1601, und weiteres wertvolles Inventar wurden verkauft. Durch Zufall entdeckten Peter und Irene Ludwig den wertvollen Hoffmann-Altar auf einer Burg in Ostbelgien. Sie waren von dem Altar begeistert und erwarben ihn in den 1950er Jahren.

Der Hans-Ruprecht-Hoffmann-Altar in der Pfarrkirche Sankt Aldegund


Ebenfalls zur Mitte der 1950er Jahre forschten engagierte Bürger nach, wo die wertvollen Kunstgegenstände aus der alten Kirche geblieben waren, und wurden so auf das Ehepaar Ludwig aufmerksam. 1962 fuhr eine „Abordnung“ Sankt Aldegunder Bürger mit ihrem Pastor nach Aachen und bat das Ehepaar Ludwig, den Altar zurück kaufen zu können. Die „Ludwigs“ lehnten das zunächst ab mit dem Hinweis, sie seien Kunstsammler und nicht Kunsthändler. Dennoch war das Interesse für die Herkunft des Altars bei den beiden geweckt. Sie besuchten Sankt Aldegund und waren begeistert von dem kleinen Moselort. Sie boten an den Altar als ewige Leihgabe zurückzugeben, wenn sie dafür in der Alten Kirche ihr Grabmal einrichten dürften. Da das Trierer Bistum ein Grab in der Kirche ablehnte, wurde eine von außen zugängliche Grabstätte aus zwei übereinanderliegenden Kammern unter dem Altar errichtet. Zusätzlich unterstützte das Paar die Wiederherstellung der Kirche. Der Altar kann nun in der Pfarrkirche im Ort besichtigt werden.

Die KuLaDig-Objekte in Sankt Aldegund wurden nicht im Rahmen unseres Projektes, sondern auf private Inititative erstellt, namentlich von Gerhard Schommers, mit Unterstützung des Kompetenzzentrums. Am 02.06.2023 wird um 17:00 Uhr der neue Rundweg „Sankt Aldegund erleben“ im Ort eingeweiht. Die Grabstätte, unser Objekt des Monats Juni, ist Teil dieser Tour. Die Beschilderung wurde im Rahmen unserer Verwertungsförderung gemeinsam mit dem kommunalen Team umgesetzt.

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