Objekt des Monats Januar: Absturzstelle eines B17-Bombers in Mechtersheim

Am 24. August 2024 wurde in der Gemeinde Römerberg von Bürgermeister Matthias Hoffmann gemeinsam mit der Interessengemeinschaft Heimatforschung Rheinland-Pfalz unter Führung von Erik Wieman im Norden des Naherholungsspielplatzes ein Gedenkstein errichtet. Dieser Stein erinnert an den Absturz eines amerikanischen B17-Bombers, der sich am 20. Januar 1945 unweit des heutigen Mahnmals ereignete.  Einige Angehörige waren zur Enthüllung des Denkmals gekommen und zeigten sich bewegt und sehr dankbar für diesen Ort der Erinnerung an ihre Angehörigen. (TV-Berichte dazu von SWR und AFN durften wir dankenswerterweise in den KuLaDig-Beitrag integrieren.)

Neun Besatzungsmitglieder stürzten damals gegen Ende des Zweiten Weltkriegs mit dem Flieger ab, der Pilot und der Bordingenieur ließen dabei ihr Leben. Die übrigen Mitglieder wurden von deutschen Soldaten verhaftet und kamen ins Kriegsgefangenenlager Luft III, wo sie mit 10.000 anderen Gefangenen und unter schlechten Bedingungen interniert wurden. Nach drei Monaten wurde das Gefangenenlager durch eine US-Panzereinheit befreit.

Im Beisein hochrangiger Vertreter von US-Armee und Bundeswehr enthüllten Erik Wieman (links) und Ortsbürgermeister Matthias Hoffmann (rechts) am 24. August 2024 den Gedenkstein.

Dieses Objekt, unser Objekt des Monats Januar, birgt viel Erzählstoff – und das, obwohl es nahezu unsichtbar ist. Denn in unserem Teilprojekt Römerberg geht es eben um das, was nicht mehr sichtbar ist, was verloren gegangen ist. Und daher ist unser Objekt nicht der neue Gedenkstein, sondern die Absturzstelle des Bombers. Von dieser ist heute wahrlich nichts mehr zu entdecken, den exakten Ort wissen auch nur noch wenige zu bestimmen. Ein Zeitzeuge aus Mechtersheim, Heinrich Hirth (1931-2020), wusste noch um den Ort, da er als Kind den Absturz und die darauf folgende Gefangennahme des Co-Piloten durch die SS hautnah miterlebte. Er gab sein Wissen weiter an den Heimatforscher Erik Wieman von der IG Heimatforschung, der zu diesem Thema eine akribische und wertvolle Arbeit geleistet hat und dem wir in unserem Teilprojekt viele Bilder und Medien verdanken. Videoclips mit Hernn Hirth sind ebenfalls dem Beitrag hinzugefügt worden.

Das Bild zeigt die 9-köpfige Bombermannschaft mit weiteren Personen der US-Armee. Im Hintergrund die Maschine, die bei Mechtersheim abstürzte.

Hartwig Humbert vom Verein für Heimat- und Brauchtumspflege in Römerberg e.V. stand dem kommunalen Team als Objektpate für dieses Objekt zur Seite. Die beiden haben einiges zusammengetragen an (historischen) Bildern, Dokumenten und Videos. Zwei Studierende unserer Universität haben mit Erik Wieman gemeinsam einen Videoclip zur Erläuterung der Absturzstelle produziert (wird zurzeit noch nachbearbeitet).

Auch die Berichte zweier Crewmitglieder liefern interessante Fakten zum Absturz des Bombers. Dieser war Teil eines größeren Geschwaders. Gestartet waren die 37 Bomber bei dem kleinen Ort Nuthampstead in England, einer Basis der Royal Air Force, mit dem Ziel, Mannheim und Ludwigshafen zu bombardieren. Das Flugzeug wurde mit Flak beschossen. Einer der Motoren wurde getroffen und begann zu brennen. Der Pilot, James R. Mitchell, blieb am Steuer und versuchte die Maschine auf Höhe zu halten. Auf diese Weise gelang der Besatzung der Sprung mit dem Fallschirm. Er selbst verlor sein Bewusstsein, stürzte mit dem Bomber ab und ließ sein Leben.  

Mannheim, hier ein Luftbild der zerstörten Stadt nach den Luftangriffen des Jahres 1945, war das neben Ludwigshafen das eigentliche Ziel des B17-Bombers. Er wurde jedoch vorher abgeschossen.

Auch Island Bennett Brown wurde verhaftet. Er schilderte seine Eindrücke folgendermaßen (dtsch. Übersetzung der IG Heimatforschung):

„Mit dem Käfer fuhren sie mich nach Mannheim. Wir hatten ja am gleichen Tag die Gleisanlagen und die Stadt bombardiert, es war deshalb ein völliges Durcheinander. Häuser waren zerstört, einige brannten noch, und überall liefen Menschen umher, um noch aus ihren Häusern zu retten, was es zu retten gab. Eine Frau stand dort in der Mitte, wo wohl vorher ein (ihr) Haus gewesen war und hatte einen Fotorahmen unter ihrem Arm. Diese Frau bekomme ich seitdem nicht mehr aus meinem Kopf, obwohl ich das alles gerne vergessen würde.“

Screenshot der WordPress-Seite zur Absturzstelle, die als Teil der Reihe „Lost Places in Römerberg“ erstellt wurde.

In Römerberg und seinen drei Ortsteilen Berghausen, Heiligenstein und Mechtersheim, entsteht zurzeit eine Lost-Places-Tour, um den Menschen das eigene kulturelle Erbe wieder ins Bewusstsein zu holen. Dabei führt die Tour auch durch die Jahrhunderte, beispielsweise zur riesigen, im Jahre 1991 gesprengte Malzfabrik Schragmalz im Ortsteil Berghausen oder zu einer Fundstelle in den Schwarzwiesen bei Mechtersheim, die von einer großen Schlacht im Jahre 1703 kündet. Die protestantische Friedenskirche ist zwar heute noch vorhanden, aber in den Bombennächten des Jahres 1944 brannte ein Vorgängergebäude vollkommen aus. Alle Objekte der Lost-Place-Tour werden sowohl in KuLaDig, als auch in einer eigenen WordPress-Umsetzung abgebildet.

Die Integration in KuLaDig erlaubt eine eindeutige Verortung im Kartenwerk sowie die Hinführung zum Objekt in der mobilen KuLaDig-App. Die WordPress-Umsetzung dagegen erlaubt eine flexiblere Anordnung und bessere Sichtbarmachung im Rahmen eines multimedialen Storytellings.

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