Pilotprojekt „Mittelrhein-Eduventure – The Next Step“ im Actionbound-Showcase als Best Practice ausgezeichnet
Wie bekommt man jemanden dazu, in seiner Freizeit digitale Bildungsangebote wahrzunehmen und etwas über die Geschichte eines Ortes zu erfahren? Die touristischen Hotspots in Rheinland-Pfalz besitzen einen immensen Schatz, der sie unverwechselbar und einzigartig macht: das eigene kulturhistorische Erbe. Wie aber lässt sich dieser Schatz den Menschen wirklich näherbringen? Sein wir mal ehrlich: Im Alltag des Berufs- oder Schullebens findet eine permanente Informationsbeschallung statt. Wenigstens in der Freizeit möchten viele im Kopf mal abschalten. Schlechte Karten also für eine digitale Wissensvermittlung in diesem Feld?
Der „Trivial-Pursuit-Effekt“: Reiz der Belohnung

Ein klassisches Trivial Pursuit-Spielbrett (Bild: Pratyeka via Wikimedia)
Eigentlich jeder kennt das Spiel Trivial Pursuit. Man beantwortet Fragen aus verschiedenen Kategorien wie Geschichte, Erdkunde, Literatur, Kunst und Sport. Beantwortet man eine Frage richtig, bekommt man eine Belohnung in Form eines kleinen bunten Tortenstücks und kann so sein Allgemeinwissen zur Schau stellen. Und vielleicht sind es gerade die kleinen bunten Tortenstücke als sichtbare Belohnung, die uns dazu bringen, uns den unterschiedlichen Fragen zu stellen. Nicht selten bleibt dabei mehr in der Erinnerung als im Schulunterricht oder beim Lesen eines Aufsatzes.
In jüngerer Zeit sind verschiedene Formate der aktivierenden und spielerischen Wissensvermittlung entstanden und haben die herkömmlichen Infotafeln und Plaketten abgelöst. Ganz vorne in der Beliebtheitsskala sind Schnitzeljagden, die teilweise auf digitale Medien zurückgreifen, wie Geocaching, Actionbound etc.

Impressionen aus den beiden Eduventure-Bounds in Weisel und Kaub, umgesetzt mit Actionbound
Ein mobiles und interaktives Abenteuer
Auch unser Landesprojekt hat sich zunehmend dieser „Gamification“ bei der Wissensvermittlung verschrieben. Bei der Umsetzung des Pilotprojekts „Mittelrhein-Eduventure – The Next Step“ in den Jahren 2021 bis 2023 durften wir als KuLaDig-RLP-Projektteam Erfahrungen auf dem Gebiet der mobilen und interaktiven Abenteuer sammeln. Gemeinsam mit den Kolleg:innen des Instituts für Wissensmedien bzw. seit 2023 des Interdisziplinären Zentrums für Lehre (IZL) an der Universität Koblenz konzipierten wir zwei digitale Schnitzeljagden in den Orten Kaub und Weisel, die mittels der App Actionbound umgesetzt wurden. In den beiden Bounds – so nennt man die Touren bei Actionbound – tauchen die Spieler:innen in die Ereignisse der Jahreswende 1813/14 ein und werden mit Problemen und Aufgaben rund um Blüchers Rheinübergang konfrontiert (hier der Trailer zu den Mittelrhein-Eduventures).

Aufwändige Animation von Blüchers Heereszug im Weisel-Eduventure, abrufbar über Actionbound im Bound Weisel
Auf diese Weise wird kulturhistorisches Wissen spielerisch und an originalen Schauplätzen vermittelt. Wie viele Pontons mussten gebaut werden, um den Rhein mit fast 50.000 Soldaten zu überqueren? Wo war dafür die beste Stelle? Wie wurde eine Kanone bedient? Aber auch: Was passierte mit den Bewohnern von Kaub und Weisel? Die Actionbound-Punktevergabe an jeder gefundenen Station und mit jeder gelösten Aufgabe sorgt gleich digitaler „Tortenstücke“ nach dem Trivial Pursuit-Effekt für Erfolgserlebnisse und bietet den Anreiz, die um die drei Kilometer langen Touren zu bewältigen und sich inmitten der schönen Welterbe-Landschaft mit ungewohnten Fragestellungen und Problemen zu beschäftigen. Unterstützung erhalten die Spieler durch virtuelle Artefakte.

Das vielköpfige Entwicklungs- und Produktionsteam hinter den beiden Bounds
Im Frühjahr 2023 waren – mit wertvoller Unterstützung durch Expert:innen vor Ort – die umfangreichen Entwicklungsarbeiten abgeschlossen und konnten die Bounds spielbar gemacht werden. Seitdem werden sie in Kaub und Weisel beworben und stehen für alle, die sich die kostenlose App Actionbound heruntergeladen haben, zur Verfügung: vor Ort an den beiden Blücher-Denkmälern oder online über die KuLaDig-Beiträge dazu in Kaub und Weisel.


Hier geht es zu den Bounds in Weisel und Kaub
Best Practice-Vorstellung im Actionbound-Show-Case
Die Firma Actionbound trat bald nach der Onlinestellung unserer Eduventures an uns heran und fragte, ob wir nicht unsere Umsetzung in einem Show-Case für andere Actionbound-Nutzer:innen vorstellen möchten. Diese Gelegenheit nahmen wir natürlich sehr gerne wahr und so fand am 25. April unser Show-Case in Form einer Videokonferenz mit rund 40 Interessierten statt, die im Anschluss an die Präsentation viele Fragen hatten. Projektleiter Dr. Peter Ferdinand vom IZL stellte die Konzeption vor, KuLaDig-RLP-Projektleiter Michael Klemm erläuterte den Zusammenhang mit dem Landesprojekt sowie die Aspekte Nachhaltigkeit und Einbindung in unsere etablierten Plattformen. Florian Weber nahm die Teilnehmenden mit „hinter die Bühne“, sprich in den Boundcreator, und zeigte an ausgewählten Beispielen, wie die Actionbound-Funktionen genutzt und um externe Angebote bereichert wurden. So war es uns beispielsweise wichtig, die Inhalte sowohl in Textform als auch in Form von Audios bereitzustellen. Zudem banden wir den Anbieter VR-EASY mit in die beiden Bounds ein, um die Spielstationen in Form von 360-Grad-Räumen sichtbar zu machen und Quellen sowie weiterführende Informationen für die Aufgabenlösung bereitzustellen. Der Showcase wurde aufgezeichnet, so dass er nun nachträglich via YouTube angeschaut werden kann:
Ein Gedanke zu “Von Tortenstücken und mobilen Abenteuern”