Von morgens um 6 bis abends um 18 Uhr arbeiten, tief unter der Erde und im Winter über Monate die Sonne nicht mehr sehen? Dem modernen Menschen in Deutschland, der häufig mobil und flexibel arbeiten kann, erscheinen die Arbeitsbedingungen der Bergleute in einem Kauber Schieferbergwerk heute alleine aufgrund dieser Rahmenbedingungen als unmenschlich und mittelalterlich.

Die Arbeit erfolgte in Gruppen und jeder hatte seine Aufgabe. Effizienz war den Arbeitern wichtig, da sie nach Stückzahl entlohnt wurden. (Bild: Bildarchiv Kauber Schiefer e.V.)
Dazu kommt, dass die zehn Stunden reine Arbeitszeit körperlich äußerst strapaziös und auch mit verschiedenen Gefahren verbunden waren. Neben einem Arbeitsunfall waren dies insbesondere körperliche Auszehrung aufgrund von unausgewogener und mangelhafter Ernährung, Staublunge sowie körperlicher Verschleiß in bereits jungen Jahren, denn viele dieser Arbeiter kamen direkt aus der Schule und waren gerade mal 14 Jahre alt, als sie erstmals in die Stollen einfuhren.

Dieses Gruppenbild zeigt Kauber Bergleute mit dem Grubenbesitzer und seinen Kindern (vorne mittig). Teilweise sind die Arbeiter noch sehr jung und sehen bereits stark körperlich gezeichnet aus.
(Bild: Bildarchiv Kauber Schiefer e.V.)
In unserem Video des Monats gibt Wilfried Radloff vom Verein Kauber Schiefer e.V. Einblicke in die Arbeitsbedingungen der Bergleute aus Kaub und Umgebung, die in den hiesigen Schieferstollen schufteten. Als Leiter des Dachschieferbergbau-Museums in Kaub ist Radloff ein Experte auf dem Gebiet und weiß zudem eine Vielzahl an Anekdoten aus dem Alltagsleben der Menschen zu berichten. Gedreht wurde in einem der Kauber Stollen, um auch ein wenig von der Atmosphäre dieser besonderen Orte zu vermitteln. Das ist schon mal ein Highlight an sich, da die stillgelegten Stollen eigentlich nicht zugänglich sind. Neben der Gefahr sich in den weitverzweigten Stollensystemen zu verlaufen, liegt der Grund auch darin, dass einige der Stollen der Region als Trinkwasserspeicher dienen. Aus diesem Grund war es uns ein Anliegen, möglichst viel Videomaterial zu ganz verschiedenen Fragestellungen und Themen im Stollen zu produzieren. Fünf verschiedene Videoclips mit einer Dauer von ca. 15 Minuten sind entstanden. Angereichert wurden die Videos mit historischen Fotos aus dem Bestand des Museums, um das Erzählte anschaulich werden zu lassen.
In den anderen vier Videos erzählt Radloff vom Aufbau eines solchen Schiefer-Stollens, den Abbaumethoden, von Arbeitssicherheitsmaßnahmen und Unfällen. Diese Videoclips und die dazugehörigen KuLaDig-Objekte zum Thema Dachschieferbergbau in Kaub bilden nur den am stärksten ausgeprägten von den traditionellen Berufszweigen, die im Teilprojekt Kaub dokumentiert und anschaulich gemacht werden. Andere historische Berufe sind zum Beispiel die Schifferei und das Lotsentum auf dem Wasser und der Weinbau in den Hanglagen der Stadt am Mittelrhein.

Die Lotsen hatten unter den drei traditionellen Kauber Berufszweigen den bei weitem besten Ruf und das beste Einkommen. Hier zu sehen Kauber Lotsen in einer Lotsenschaluppe. (Bild: Lotsenmuseum Kaub)
Alle Berufsfelder werden anhand von ausgewählten KuLaDig-Objekten, wie beispielsweise dem Wilhelm-Erbstollen, dem Lotsenmuseum und einem Weinkeller (wird noch veröffentlicht), anschaulich gemacht. Auch zu den anderen Themen wurden Videos gedreht. Diese werden in Kürze an den passenden Objekten sichtbar gemacht.