Das kulturelle Erbe eines Ortes oder einer Region besteht neben den Gebäuden und Objekten auch ganz besonders aus Traditionen, Ritualen und Festen. In Dausenau wird beispielsweise alljährlich der Aktemächertag mehrtägig gefeiert. „Aktemächer“ (kann übersetzt werden mit Aktenmacher) bezieht sich auf die mittelalterlichen Schöffen und Schultheißen im Ort, die gemäß ihres Amtes Gerichts- und Verwaltungsakten anfertigten und die dann im Laufe der Zeit eine gewisse humoristische Konnotation erfuhren, in der ein Aktemächer wohl am ehesten dem heutigen Begriff „Spaßvogel“ gleichkommt. Dass dieser Bedeutung aber jüngst neben der humoristischen auch eine würdigende und zutiefst identitätsstiftende Bedeutung zukommt, wird am Aktemächertag in Dausenau deutlich. Denn an diesem Tag werden auch immer die Ehrenamtler:innen im Ort von der Bürgermeisterin und den Beigeordneten für ihr Tun ausgezeichnet und gewürdigt.




Staatssekretärin Simone Schneider (MdI), Ortsbürgermeisterin Michelle Wittler ehren das Engagement im Ort. Florian Weber von KuLaDig-RLP stellt das Landesprojekt vor und Oliver Lotz präsentiert die Ergebnisse aus dem Teilprojekt.
In diesem Jahr wurde der Festakt genutzt, um im Beisein der Staatssekretärin im Innenministerium, Simone Schneider, sowie des SGD-Süd-Vizepräsidenten Jürgen Conrad auch das KuLaDig-RLP-Teilprojekt „Dausenau“ den Menschen vorzustellen und die im lokalen Projektteam tätigen Personen auszuzeichnen. Vor einem Jahr nämlich nahm der kleine Ort an der Lahn an unserem Landesprojekt teil. Eine bemerkenswerte Anzahl an Zeugnissen aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit wurden vom engagierten lokalen Team und Studierenden für KuLaDig erfasst.




Impressionen aus Dausenau a. d. Lahn mit einer Ortsansicht, der 1000-jährigen Toreiche, und dem Westlichen Torturm als Relikt der mittelalterlichen Stadtbefestigung.
Neben der eindrucksvollen Kirche Sankt Kastor sind das auch der berühmte Schiefe Turm von Dausenau (Beulsturm), die 1000-Jahre alte Toreiche, verschiedene Fachwerkhäuser und – eine Seltenheit – die in großen Teilen gut erhaltene Stadtbefestigung mit Mauerteilen, Pforten und Türmen. Hier zeigt sich ein weiteres Kuriosum der heutigen Ortsgemeinde: Sie war einstmals mit allen Rechten zur Stadt erhoben, büßte diese aber mit der Zeit wieder ein. Beeindruckende 23 Objektbeiträge (Ortsbeitrag und Unterobjekte) sind im Teilprojekt entstanden sowie vier Videoclips in Form einer originellen Zeitreise, die durch das kommunale Team und Studierende der Universität Koblenz produziert wurden.

Screenshot des virtuellen 360-Grad-Rundgangs durch die Kirche Sankt Kastor in Dausenau, der im Rahmen des Teilprojekts erstellt wurde.
Besonders beeindruckend ist die multimediale Vielfalt. Neben historischen und aktuellen Fotografien enthalten die Objekte auch Drohnenaufnahmen und – im Fall der Kirche – einen virtuellen 360-Grad-Rundgang sowie einen längeren Videoclip zum mittelalterlichen Altaraufsatz. QR-Codes an den Objekten bieten den Zugang zu den KuLaDig-Objekten. Zudem gibt es als rein digitale Lösung die KuLaTour „Von Pforten und Türmen – Spaziergang entlang der Dausenauer Stadtbefestigung“, nutzbar in der KuLaDig-App.

Mittelalter trifft Gegenwart: Originelle Zeitreise, umgesetzt in vier Clips entlang der Stadtmauer
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