Kulturelles Erbe hat viele Gesichter – Folge 2: Karin Maas

Steckbrief

Name: Karin Maas

Funktion: Tourismusbeauftragte der Verbandsgemeinde Montabaur und Leiterin der Tourist-Information Montabaur.

Motto: Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.

Hintergrund: Geboren in Koblenz als waschechtes „Schängelsche“ startete ich nach dem Abitur mein Studium der Kulturgeographie mit den Nebenfächern Publizistik und Ethnologie an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. Meine Diplomarbeit hatte den Titel „Fremdenverkehr in Koblenz – Entwicklung und Struktur“ und ist noch heute in der Stadtbibliothek einseh- und ausleibar.

Durch ein Praktikum bei der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH bekam ich dort die Chance als Assistentin der Geschäftsführung meine ersten Erfahrungen im rheinland-pfälzischen Tourismus zu sammeln und sämtliche wichtigen Landesakteure kennenzulernen – eine sehr wichtige und hilfreiche Zeit, von der ich heute noch profitiere!

Durch einen glücklichen Zufall wurde mir im Anschluss daran die Stelle der Tourismus- und Weinbeauftragten bei der IHK Koblenz angeboten. Wein und Tourismus passen in Rheinland-Pfalz perfekt zusammen und auch diese Berufsjahre haben mich bis heute geprägt.

Mein nächster beruflicher Meilenstein führte mich dann direkt in einer der bekanntesten Weinregionen im Land – die Mosel. Als Projektleiterin für drei LEADER+ Projekte durfte ich bei der Mosellandtouristik in Bernkastel-Kues den Kanutourismus mit der „Wasserwanderroute Mosel“ auf die Mosel bringen, die „Mosel.Erlebnis.Route“ mit über 40 Themen- und Erlebniswegen realisieren und die Leistungsträger der Gesamtregion in der „Akademie der Gastlichkeit“ schulen. Nach erfolgreichem Abschluss der drei Förderprojekte bestand meine Aufgabe u.a. in der Schulung der Wein- und Kulturbotschafter.

Durch mein Projekt Kanutourismus lernte ich meinen späteren Mann kennen, der in Nassau an der Lahn einen Kanuverleih betrieb. Dieser Umstand motivierte mich zu meinem letzten beruflichen Wechsel. Aufgrund der räumlichen Nähe hat es mich seit über 15 Jahren in den südlichen Westerwald und die Verbandsgemeinde Montabaur verschlagen – hier darf ich seitdem den regionalen Tourismus von der Pike aufbauen. Auch ohne Wein fühle ich mich hier mittlerweile angekommen und bin sehr glücklich, die Region touristisch zu vermarkten!

Besuch des Arbeitskreises Deutsche Fachwerkstraße in der
Mitgliedsstadt Montabaur, Karin Maas in rotem Mantel.

Was bedeutet Ihnen kulturelles Erbe? Warum ist es für Sie so wichtig, sich dafür zu engagieren?

Eigentlich ALLES, denn was sind und wären wir ohne unser kulturelles Erbe? Wandern und Radfahren sind schöne Themen, die gerne angenommen werden und mittlerweile zum Portfolio jeder Tourismusregion gehören. Aber das jeweilige kulturelle Erbe macht jeden Ort erst einzigartig und bietet die Möglichkeit sich mit individuellen Alleinstellungsmerkmalen zu positionieren und präsentieren.

Was machen Sie konkret zur Bewahrung oder Präsentation des kulturellen Erbes?

In Montabaur war und ist es das Thema Fachwerk. Die historische Altstadt ist geprägt durch besondere Fachwerk-Ensembles, die wir durch das KuLaDig-Projekt „sprechende Fachwerkhäuser“ erst entsprechend in Wert setzen konnten. Dies gilt es zu bewahren und nicht nur für unsere Gäste, sondern auch für die einheimische Bevölkerung zu erhalten.

Welche Erfahrungen haben Sie während Ihrer Projektarbeit gemacht?

Durch jahrelange Erfahrung im Bereich Projektarbeit wusste ich bereits wie wichtig ein kleines, funktionierendes Team ist und was man mit den richtigen Leuten alles erreichen kann. Das hat sich bei der Umsetzung unseres Projektes „sprechende Fachwerkhäuser“ entsprechend bewahrheitet. Mit den richtigen Fachmännern und -frauen – und dem nötigen Herzblut – lässt sich vieles Realisieren.

Der aus Montabaur stammende Fachwerk-Restaurator und Experte
Thomas Becker war auch am KuLaDig-RLP-Projekt beteiligt.

Das engagierte Team der Uni Koblenz mit und um Florian Weber hat es uns leicht gemacht gleich einen guten Einstieg in das Projekt zu finden. Mit Hilfe der fachlichen Unterstützung durch den Fachwerk-Restaurator Thomas Becker und den ehemaligen Mitarbeiter unserer Stadtarchivs Bernd Schrupp konnten wir relativ schnell das Projekt umreißen und dann dank der tatkräftigen Unterstützung der Studierenden der Uni Koblenz umsetzen.

Einweihung der Audiotour „Sprechende Fachwerkhäuser“ im Juli 2022.

Herausgekommen ist ein Flyer anhand dessen man die Stadt Montabaur und ihre Fachwerkgebäude erkunden und „erhören“ kann. Mittels QR-Codes gibt es an insgesamt neun Fachwerkhäusern die Möglichkeit die Geschichte des Hauses und auch Geschichten rund um dessen Bewohner in einer Erwachsenen und einer Kinderversion zu hören.

Wie ging es weiter nach dem Projektende?

Wie im touristischen Marketing üblich müssen neue Projekte und Produkte nach außen getragen und vermarktet werden. Mittels Pressearbeit, Anzeigenschaltungen und Werbung in den sozialen Medien ist es uns in kurzer Zeit gelungen das KuLaDig-Projekt der sprechenden Fachwerkhäuser in der Region und darüber hinaus öffentlich zu machen.

Außerdem vermarkten wir das Projekt bei allen Gästen, die uns täglich in der Tourist-Information in Montabaur besuchen und die Stadt und deren Besonderheiten entdecken möchten. Schön besonders für mich ist es zu sehen, wenn besonders Familien mit ihren Handys vor den Fachwerkhäusern stehen und gebannt den Geschichten lauschen ….

Als Mitglied der Deutschen Fachwerkstraße (gelbe Route) und als einzige Mitgliedstadt in ganz Rheinland-Pfalz konnte ich das Projekt im Rahmen einer Marketingausschuss-Sitzung und dann später auch noch einmal bei der jährlichen Mitgliederversammlung aller deutschen Fachwerkstädte vorstellen. Viele Kolleginnen und Kollegen haben mich im Anschluss darauf angesprochen und waren sehr interessiert ein ähnliches Projekt in ihren Fachwerkstädten zu realisieren.

Der Montabaurer „Bürgermeisterpodcast“ mit Karin Maas zum Thema Tourismus, 2025.

Was wünschen Sie sich für die nächsten Jahre?

Ich würde mich freuen, wenn sich mehr touristische Kolleginnen und Kollegen den Themen von KuLaDig zuwenden und aktiv in der Bewerbung einfließen lassen. Ich bin mir sicher, dass jede Stadt und jede Region einen reichen kulturellen Schatz besitzt – dies zu erkennen und zu bewahren sollte das große Ziel sein!

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