Vom 12. bis zum 20.10.2024 war eine Delegation der Koblenzer Universität, bestehend aus Prof. Dr. Michael Klemm, Ruzanna und Dr. Dennis Maxeiner sowie Florian Weber zu Gast am Lehrstuhl für Deutsche Philologie an der Yerevan State University in Armenien. Der von Dr. Gayane Savoyan geführte Lehrstuhl unterhält seit 2019 eine Partnerschaft mit dem Institut für Kulturwissenschaft an der Universität Koblenz, die beispielsweise auch Erasmus-Austausche für Studierende und Dozent:innen ermöglicht. In den vergangenen Jahren gab es bereits einen intensiven Austausch. Lehrende und Studierende der YSU waren in Koblenz, eine Doktorand promoviert aktuell in Koblenz in der Medienwissenschaft. Umgekehrt haben auch Koblenzer Studierende die Chance, an der Partneruni zu studieren oder Praktika an renommierten international tätigen Institutionen in Jerewan zu absolvieren, auch um interkulturelle Erfahrungen zu sammeln oder gar Freundschaften mit armenischen Studierenden zu schließen.





Jerewan, eine Stadt mit hunderten von Fontänen und Wasserspielen, hat viele schöne Ecken zu bieten
Unsere Woche an der Yerevan State University war auch dieses Mal sehr intensiv. Zum einen haben wir und unsere Koblenzer Kolleg:innen in Seminaren Einblicke in die Koblenzer Forschungsfelder geben können: Beispielweise führte Ruzanna Maxeiner vor, wie interkulturelle Kommunikation funktioniert und welche Herausforderungen sie bereithält. Dennis Maxeiner referierte zum Thema Protestkommunikation im internationalen Vergleich und welche Rolle Social Media dabei spielen.





Das Hauptgebäude der Yerewan State University und Koblenzer Dozent:innen beim Vorstellen ihrer Forschungsfelder und Projektideen
Wir von KuLaDig-RLP stellten eine Projektidee vor, die Studierende und Lehrende der YSU zum Mitmachen einlädt. Geplant ist, dass Studierende der Germanistik aus Jerewan einem deutschen Publikum die eigene Lieblingsorte und -objekte in der Stadt ganz persönlich auf Deutsch und in Form von Videoclips präsentieren, jenseits der anonymen Tipps in Google und Co. Was macht diesen Ort zu meinem Lieblingsort in Jerewan? Warum ist er so besonders für mich? Welche Geschichte steckt dahinter, welche Anekdoten kann man dazu erzählen?


Orte und Objekte wie das Soldatenporträt eines Gefallenen im Bergkarabach-Konflikt, von denen es leider viele in der Stadt gibt, oder die kunstvoll gestalteten Kreuzsteine könnten auch für deutsche Tourist:innen interessant sein
Neben diesen persönlichen Bezügen sollen die Vorstellungen des eigenen Lieblingsortes in Jerewan auch historische und kulturelle Daten und Fakten beinhalten. Um den Besucher:innen aus Deutschland ein wenig der Magie und Atmosphäre der jeweiligen Orte näher zu bringen, werden die Vorstellungen in Form kurzer Videoclips erfolgen, die auf einer eigenen Website ausgespielt werden. Neben den Videoclips sollen auf den Seiten in kurzen Texten, Bildern, 360-Grad-Ansichten (hier ein Prototyp) – denkbar sind auch Audioaufnahmen von Umgebungsgeräuschen – ein multimedialer Erfahrungsraum kreiert werden. Das Lehr-Lern-Projekt profitiert dabei von all den Erfahrungen, die im Landesprojekt gemacht wurden.


Studierende produzieren testweise Schnittbilder und kleine Videoclips an der „Sounding Statue“ am Sitz des Armenischen Radio, unweit des Campus der YSU.
Nach der Vorstellung dieser Projektidee ging es mit den Studierenden zum praktischen Ausprobieren zur „Sounding Statue“, ganz in der Nähe der Universität. Die Statue erinnert an die Geschichte des armenischen Fernsehens und Radios – und lässt zugleich Bezüge zum fiktiven „Radio Eriwan“ zu, dass zu Sowjetzeiten Gegenstand unzähliger systemkritischer ironischer Witze war. Hier konnten die mit Smartphones, Gimbal und Funkmikrofonen ausgestatteten Studierenden erste Übungen absolvieren und Erfahrungen sammeln. Von welchem Standort aus filmt man am besten? Welche Lichtverhältnisse und Sonneneinstrahlung stören die Aufnahme? Und wie geht man mit Passant:innen um, die durch das Bild laufen? All diese und weitere Fragen machten schnell deutlich, dass das Filmen eines Ortes oder Objekts im öffentlichen Raum eine größere Herausforderung darstellt, als man vielleicht zu anfangs denken mag.

Screenshot eines Prototyps, den wir als Beispiel für eine mögliche Umsetzung erstellt haben
In den nächsten Monaten werden Studierende und Lehrende der YSU mit Koblenzer Unterstützung begleitet, um gemeinsam einen virtuellen Stadtführer zusammenzufügen.


Die Kulinarik kommt in Armenien nie zu kurz, wie hier, bei gemeinsamen Gesprächen mit Dr. Gayane Savoyan und DAAD-Lektor Johannes Gereons (links) und Gayane Savoyan und Meri Navasardyan vom DWV (rechts)
Am Rande dieser Seminare und Workshops gab es verschiedene Gespräche und Treffen, beispielweise mit Meri Navasardyan, Geschäftsführerin des Deutschen Wirtschaftsverbandes (DWV) in Armenien oder DAAD-Lektor Johannes Gereons. 2025 soll der Austausch weiter intensiviert werden, auch mit Auslandssemestern und Auslandspraktika Koblenzer Studierender. Auch ein weiterer Besuch des Projektteams ist geplant, um gemeinsam mit den armenischen Lehrenden und Studierenden die Videoproduktionen umzusetzen.