Die Frage, welches Video sich zum Video des Monats eignet, hängt in der Regel davon ab, wie gut es Wissen vermittelt, wie viele Medien eingebunden sind und wie aufwändig es produziert wurde. In diesem Monat aber möchten wir – passend zur vorweihnachtlichen, gerne ja auch besinnlichen Zeit – an Ihre Sinne appellieren und ein Orgelstück vom Orgelexperten und Musiker Koos van de Linde zum Besten geben.
Das Stück heißt „Brande champanje“ und stammt aus dem Susanne-van-Soldt-Manuskript. Datiert auf das Jahr 1599 enthält das Manuskript 33 Musikstücke, die von oder für die Tochter des aus Antwerpen stammenden Kaufmanns Hans van Soldt geschrieben wurden. Die historischen Fakten zur Familie van Soldt sind überschaubar: So soll die protestantische Familie van Soldt im Jahre 1576 vor den Schrecken der sogenannten Spanischen Furie – auch Spanische Raserei genannt – nach London geflohen sein. Es wird vermutet, dass Susanne im britischen Exil das Licht der Welt erblickte. Während die Familie nach Amsterdam zog, Susanne heiratete dort 1604 einen Pieter Loos und starb kurz nach der Hochzeit im Kindbett. Das Manuskript blieb in London, zumindest wurde es im Jahre 1826 als Teil des Nachlasses des Sammlers Thomas Jones aus Nottingham versteigert. Seit 1873 befindet es sich in der British Library.
Die Bedeutung des Manuskripts und seiner Lieder besteht darin, dass es das einzig bekannte Beispiel für niederländisch-flämische Musik für Tasteninstrumente aus dieser frühen Epoche und vor dem Auftauchen des großen Orgel-Komponisten Jan Pieterszoon Sweelinck darstellt.

Handschriftliche Nennung oder Signatur der Susanne van Soldt im Manuskript mit der Jahreszahl 1599
Unser Video wurde im Rahmen des Teilprojekts Kirrweiler im Jahr 2021 von Studierenden der Universität in Koblenz gemeinschaftlich mit dem kommunalen Team produziert. Koos van de Linde spielte das Stück in der barocken Marienkapelle auf der Orgel von Johann Philipp Seuffert aus dem Jahre 1749.
Das Video zeigt sehr schön, dass mithilfe von Ton, Musik oder auch Geräuschen, bereitgestellt in Videos oder Audios, Kulturlandschaftsobjekte über die Sinnesebene wahrnehmbar gemacht werden können – zum Beispiel im Rahmen virtueller Rundgänge.