Neben unserem Alltagsgeschäft, der Begleitung unserer Modellkommunen bei der Digitalisierung des eigenen kulturellen Erbes, bietet sich uns hin und wieder die Gelegenheit, an anderen Projekten mitzuwirken, um weitere Modelle der Wissensvermittlung auszuprobieren. Der Erkenntnisgewinn aus diesen Spin-off-Projekten kommt dabei stets unserer Projektarbeit in den Modellkommunen zugute. 2022 waren wir u.a. am Projekt „Mittelrhein-Eduventure – The Next Step“ beteiligt. Es handelt sich dabei um ein Pilotprojekt das 2021 unter der Federführung des damaligen Instituts für Wissensmedien (IWM), heute Interdisziplinäres Zentrum für Lehre (IZL), an der Universität Koblenz konzipiert und mit engagierten Partner:innen aus Weisel und Kaub umgesetzt wurde, um im Vorfeld der BUGA 2029 ein innovatives Format vorzustellen und zum Nachmachen einzuladen.

Impressionen aus den beiden Eduventures, die mit der App Actionbound gespielt werden können
Die Idee war, Wissensvermittlung und Spiel (education und adventure = Eduventure) in Form einer digitalen Schnitzeljagd zu vereinen und einer breiten Zielgruppe – insbesondere jüngeren Menschen und Familien – kostenlos verfügbar zu machen. Zum Einsatz kamen dabei die App Actionbound, 360-Grad-Räume via vr-easy, Drohnenflüge und animierte Mixed-Reality-Elemente. Die Besucher:innen des Mittelrheintals benötigen zum Spielen lediglich ein eigenes Smartphone, um mittels digitalem Storytelling in die Vergangenheit einzutauchen – und ein wenig Neugier auf historische Ereignisse.

So romantisch, wie Wilhelm Camphausen in seinem Gemälde Blüchers Rheinübergang darstellte, war diese militärische Meisterleistung in der Tat nicht. Der Übergang bei Temperaturen von bis zu minus 20 Grad stellte für Soldaten und Bevölkerung eine wahre Tortur dar.
Zum Jahreswechsel 1813/14 hielt Napoleon große Teile Deutschlands besetzt und der preußische Generalfeldmarshall Blücher zog mit seiner Armee über Weisel nach Kaub an den Rhein, um die auf er gegenüberliegenden Rheinseite stationierten Franzosen zu überrumpeln. In einer spektakulären Aktion und bei eisigen Temperaturen errichteten seine Soldaten eine provisorische Pontonbrücke, mittels derer die Armee mit knapp 50.000 Soldaten und 20.000 Pferden den Fluss überquerte. Die Spieler:innen, so der Ansatz, werden dabei nicht nur unterhalten und sammeln Punkte, sondern lernen an Originalschauplätzen auch noch etwas über dieses bedeutende geschichtliche Ereigniss, das weitreichende Folgen für ganz Europa hatte. Noch heute erinnern die beiden Blücherdenkmäler in Kaub und Weisel an dieses Ereignis, das für die Menschen im Ort dramatische Folgen hatte. Denn wer ernährt gerne mal 50.000 Mann unter Waffen?

Neben der Pontonbrücke wurden weitere Animationen erstellt, um den Spieler:innen die Hintergründe von Blüchers Rheinübergang lebendig zu machen. Hier sieht man den Soldatentross, der über Weisel nach Kaub zog.
Zwei Eduventures, sprich digitale Schnitzeljagden, zu diesem Thema wurden für die Orte Weisel und Kaub erstellt und können bereits gespielt werden, in dem man die QR-Codes an den beiden Blücher-Denkmälern scannt oder die KuLaDig-Beiträge dazu aufruft – dort sind die Bounds in der Mediengalerie verlinkt. Um das Spiel aus Nutzer:innen-Sicht kennenzulernen, begaben sich die Redakteurin des Koblenzer SWR-Studios Christina Hover und Dr. Peter Ferdinand, Geschäftsführer des Interdisziplinären Zentrums für Lehre (IZL) und Leiter des Projekts, nach Kaub. Mit von der Partie war Dieter Weber, als Leiter des Blücher-Museums in Kaub versierter Kenner der damaligen Ereignisse. Bei der unterhaltsamen Exkursion entstand ein Beitrag für die Hörer:innen des Kulturradios SWR2, der am 25. Oktober in der Sendung „Journal am Mittag“ überregional ausgestrahlt wurde.

Nicht nur Adventure, sondern auch Education – als Eduventure-Spieler besprechen sich hier Dieter Weber vom Blücher Museum in Kaub und Dr. Peter Ferdinand von der Universität Koblenz, wie die gestellte Aufgabe wohl am besten zu lösen sei (Bild: Christina Nover, Südwestrundfunk)
Quelle: Sendung „Journal am Mittag“ in SWR2 (25.10.2023), bereitgestellt mit freundlicher Genehmigung von SWR2
Mit den beiden Piloten als proof-of-concept versprechen sich IZL und KuLaDig-RLP die Chance, diesen attraktiven Gamification-Ansatz weiterzuverfolgen und Mittelgeber für eine Projektweiterführung zu gewinnen. Bis zur BUGA 2029 bliebe noch genügend Zeit, um weitere Eduventures dieser Art, auch zu anderen Wissensgebieten wie Klima / Nachhaltigkeit oder Tourismus, im Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal zu konzipieren und zu realisieren. Einen Überblick zum Projekt bietet der Videotrailer des Projekts auf Youtube, detaillierte Informationen sind auf der Webseite des Projekts zu finden.

Das Startschild des Bounds in Weisel.