Die Zeit der Salier (1024-1125) und Staufer (1138-1254) gilt als die glanzvollste Epoche des Hochmittelalters. Fast 250 Jahre lang regierten die Herrscher dieser beiden verwandten Dynastien mit nur kurzen Ausnahmen das Heilige Römische Reich Deutscher Nation und prägten diese Epoche nachhaltig. Insbesondere für die Staufer besaß Annweiler in der Pfalz eine herausragende Bedeutung. Aus diesem Grund wurde und wird auch im Ort selbst heute noch der Bezug zu dem Herrschergeschlecht gezielt betont, auch durch die Benennung als „Annweiler am Trifels“, also dem Felsen im Pfälzerwald, dessen gleichnamige Burg für diese mittelalterliche Epoche steht.

Darstellung Kaiser Friedrichs II. aus dem Geschlecht der Staufer an einer Hausfassade an der Queich in Annweiler
Die Zahl der Relikte jedoch, die wirklich noch aus der Stauferzeit stammen, ist überschaubar und die Objekte bestehen in der Regel aus Mauerresten und Ruinen, wie sie beispielsweise im Archäologischen Park Klosterkirche Sankt Johann bei Albersweiler oder in der Burgruine Anebos noch zu finden sind. Die Reichsburg Trifels jedoch, die noch vor wenigen Jahrzehnten als „Stauferburg“ in Publikationen und auch bei Burgführungen bezeichnet wurde, erhielt erst durch die Nationalsozialisten ihr heutiges Antlitz.

Steingewordene Vorstellung der Nazis von einer Burg zur Zeit der Staufer: Die Trifels auf dem gleichnamigen Felsen
Gerade unter den Nazis erfuhr der Rückbezug auf die Stauferzeit Hochkonjunktur, suchte man doch die eigene Herrschaft im sogenannten „Dritten Reich“ durch die nachträglich stattgefundene Formulierung zweier Vorgänger-Reiche zu legitimieren und mystifizieren.
Ein weiteres Beispiel, wie die Nazis die Stauferzeit für die eigenen Zwecke zu instrumentalisieren suchten, lässt sich im Veranstaltungszentrum Hohenstaufensaal finden. Das Gebäude wurde in den 1930er Jahren als Stadthalle gebaut. Für den Festsaal wurde der Maler Adolf Kessler damit beauftragt einen Freskenzyklus – bestehend aus fünf Einzelfresken – zur Geschichte der Staufer zu schaffen. Die Fresken zeigen eine Vorstellung des Mittelalters, wie sie zur Zeit der Nationalsozialisten herrschte und vermittelt werden sollte. Besonders das im Zyklus dargestellte Menschenbild entsprach den Vorstellungen der Zeit.

Weitere Fresken mit Stauferbezug schuf Adolf Kessler noch in den 1950er Jahren im Annweiler Rathaussaal
Im Teilprojekt Annweiler am Trifels (Projektjahr 2020) sollte dieses problematische Kulturerbe nicht ausgeklammert, sondern bewusst vermittelt werden. Zwei Interviews wurden mit dem Historiker Rolf Übel produziert. Neben dem Video zur Trifels, in dem der Burgenexperte mit der Verklärung zur Stauferburg aufräumt, wurde auch ein Video zu Kesslers Freskenzyklus geschaffen, unser Video des Monats. Dass Kesslers Schaffen unter den Nationalsozialisten in der Nachkriegszeit nicht als problematisch angesehen wurde, zeigt sich in einem Auftrag der Stadt zur Ausgestaltung des Rathaussaals mit einem weiteren Fresko mit Stauferbezug in den 1950er Jahren.
Dieses Beispiel des „Denkmalwerts des Unerfreulichen“ steht stellvertretend für viele solche schwierigen Aspekte des kulturellen Erbes, mit dem Kommunen heute angemessen umgehen müssen, etwa auch in einem postkolonialen Kontext. Im Team Annweiler war man sich dieser Herausforderung von Anfang an bewusst.
Hier unser Video des Monats Oktober: