In wenigen Wochen jährt sich die Flutkatastrophe an der Ahr, die – in Folge von Starkregen – Mitte Juli 2021 über Nacht mehrere Ortschaften an der Ahr mit sturzflutartigen Wassermassen überraschte. 180 Todesopfer (Bundeszentrale für politische Bildung) sind zu beklagen und viele Häuser wurden überflutet oder teilweise von den Wasserströmen sogar weggerissen. Die Folgen dieser Katastrophe wirken bis heute schmerzhaft im Alltag der Bevölkerung nach und lassen sich auch in den Orten selbst an verschiedenen Stellen bis heute entdecken.


Flutkatastrophe 2021 in Bad Neuenahr (links) und Sinzig Bad Bodendorf (rechts) (Bilder: Stadtarchiv Bad Neuenahr-Ahrweiler und J. Haffke)
Für das Projektjahr 2024 bewarben sich die beiden Städte Bad Neuenahr-Ahrweiler und Sinzig für eine Teilnahme am Landesprojekt mit dem Rahmenthema „Geschichte des Bäder- und Kurwesens an der Ahr“ .Sicherlich spielte auch die in Folge der Flutkatastrophe schmerzhaft vor Augen geführte Fragilität des eigenen kulturellen Erbes zu dem gesteigerten Bedürfnis, dieses auch digital und multimedial zu dokumentieren, zu sichern und zu präsentieren. Denn viele der historischen Gebäude und kulturhistorisch bedeutsamen Objekte in den beiden Städten wurden durch die Wassermassen stark beschädigt, wie beispielsweise Gebäude im Kurpark in Bad Neuenahr, das Thermalbad oder das Technikmuseum im Sinziger Ortsteil Bad Bodendorf. Das Thema Kur- und Bäderwesen, zeitlich ins 19. und frühe 20. Jahrhundert zu verorten, strahlt somit auch immer in die jüngere Vergangenheit aus.

Wassermassen im Kurpark von Bad Neuenahr-Ahrweiler 2021 (Bild: Stadtarchiv Bad Neuenahr-Ahrweiler)
Auch das Bad Neuenahrer Stadtmuseum wurde überflutet, viele Objekte gingen unwiederbringlich verloren, andere konnten aus dem Schlamm geborgen werden. In andere Museen verschickt, wurden die Fundstücke grob gesäubert und getrocknet, um weiteren Zerfall vorzubeugen. Viele Objekte aber benötigen eine aufwendige Restaurierung durch Fachpersonal. Bis ein neues Museumsgebäude bezogen werden kann, wurde ein leerstehendes Ladenlokal als „Schaudepot“ für die städtische Sammlung von der Stadt angemietet. Die Begrifflichkeit verdeutlicht, dass es sich um ein Provisorium handelt und dass hier zum einen Objekte deponiert werden, zum anderen aber der Umgang mit den Museumsobjekten für alle Menschen offen nachvollziehbar gestaltet werden soll.
So arbeitete Kacey Green von der Winterthur University Delaware mehrere Monate für alle Augen offen an der Restaurierung von Museumsobjekten. Die Chance, auf diese Weise auch Einblicke in den fachgerechten Umgang mit Museumsobjekten zu erlangen, ließen wir uns nicht entgehen. So wurde an einem Drehtag auch das Schaudepot besucht, um dessen Geschichte festzuhalten und – anhand der Restaurierung einer alten Apollinaris-Glasflasche durch Kacey Green – auch eine spannende Verbindung zum Rahmenthema Kur- und Bäderwesen zu knüpfen. Bei dem Drehtag entstand eine Reihe von kurzen Videoclips, in denen sowohl das Schaudepot durch Heike Wernz-Kaiser, Kuratorin der städtischen Sammlung Bad Neuenahrs, vorgestellt wurde und auch Kacey Green Einblicke in ihr Tun gibt.
Diese Videos machen deutlich, wie immens wichtig es ist, Kulturgut auch für folgende Generationen zu retten, da sie eine Identität stiftende Wirkung entfalten. Anhand der Apollinarisflasche beispielsweise, die in einem Video mit Kacey Green vorgestellt wird, lässt sich die Entdeckung der Mineralwasserquelle erzählen. Nicht nur handelt es sich heute bei Apollinaris um eine weltbekannte Marke, sondern kann die Erbohrung der Heilquelle durch den Unternehmer Georg Kreuzberg als Initialzündung für das Kur- und Bäderwesen in Bad Neuenahr und den umliegenden Orten angesehen werden.
Es war nicht das erste Mal, dass wir in Videobeiträgen die Konservierung und Restaurierung bedeutsamer Kulturgüter dokumentieren. In Dausenau wurde 2023 mittels der Anschubfinanzierung ein Videoclip produziert, in dem zwei Restauratorinnen die Konservierung des mittelalterlichen Flügelaltars erläutern und somit Einblicke in diese faszinierende Tätigkeit geben.